Fototipp – Die Welt im Kleinen - Makrofotografie in der Natur

Tipps, Equipment und Ideen für einen Makroausflug

Die Natur hält so viele Wunder bereit, aber oft übersehen wir die kleinen Details, die direkt vor unserer Nase liegen. Wie oft sind wir schon über eine Wiese gelaufen, ohne die funkelnden Tautropfen auf den Grashalmen zu bemerken? Oder haben den filigranen Aufbau einer Blüte ignoriert, weil wir das große Ganze im Blick hatten?

 

Genau hier beginnt das Abenteuer der Makrofotografie. Es geht darum, langsamer zu werden, die Perspektive zu wechseln und in eine unsichtbare Welt einzutauchen. Eine Welt, in der eine Ameise zum Giganten wird, ein Spinnennetz zum architektonischen Meisterwerk und ein Pilz zur märchenhaften Skulptur.

 

Mein Tipp:

  • Such dir feuchte Tage oder Morgenstunden, da glänzt alles schön.
  • Geh langsam, halte deine Kamera auf Augenhöhe – so entdeckst du kleine Welten.
  • Suche nach dem richtige Licht, Geduld und ein wenig Neugier.
  • Sicherheit und Ethik: Respektiere Pflanzen, halte Abstand zu Tieren, hinterlasse keine Spuren, störe kein Wasser- oder Uferleben

1. Wo du fotografieren kannst

  • Wälder und Waldränder: Schatten, Moos, Pilze nach dem Regen.
  • Wiesen und Feuchtgebiete: Gräser, Tau, kleine Wasserflächen.
  • Gärten und Parks: Schnittstellen von Pflanzen, Käfer auf Blüten.
  • Uferzonen von Seen, Flüssen: Tropfen, Insekten am Wasser.
  • Naturreservate und Biosphärengebiete: Schutzgebiete, aber achte auf Regeln. Tipps:
  • Suche nach feuchten Tagen oder morgens, wenn Tau vorhanden ist.
  • Gehe langsam, beobachte Mikrounwesen mit der Kameraaugenhöhe.
  • Nutze Fernauslöser oder Timer, um Erschütterungen zu vermeiden.

2. Was du fotografieren kannst

  • Trockenblumen, Gräser und Moose: Feinste Strukturen wie Blattadern, Sporen und Staubkörnchen.
  • Insekten im Nahbereich: Käfer, Schmetterlinge, Libellen, Bienen – oft erst bei Nahaufnahme richtig sichtbar.
  • Pilze, Pilzgeflechte und Pilzfrüchte: Oberflächenstrukturen, Lamellen, Lamellenränder.
  • Tropfkaskaden, Tautropfen und Wasseroberflächen: Perlen am Spinnennetz, Tropfen auf Blättern.
  • Kleine Tiere im Feld: Ameisen, Springschwänze, Käferlarven – oft in Moos- oder Waldrandbereichen.
  • Pflanzenschnittstellen: Wassertropfen an Blattspitzen, Nadelstacheln, Rinde mit Moosbewuchs.
  • Strukturen der Natur: Rinden, Risse, Fitzel von Schuppen oder Samenhäuten.

3. Equipment für den Start

Du benötigst nicht sofort das teuerste Equipment. Für den Anfang reicht eine Kamera, die entweder ein spezielles Makro-Objektiv unterstützt oder die Möglichkeit bietet, mit Zwischenringen oder Nahlinsen zu arbeiten.

  • Kamera: Jede Spiegelreflex- oder spiegellose Kamera mit Makrofunktion oder Makroobjektiv.
  • Makroobjektive: 60–100 mm für Freihand, 90–105 mm Makro oder längere Tele-Makroobjektive für mehr Abstand.
  • Nahlinse, Zwischenringe oder Lupenadapter: Kostengünstige Alternativen für höhere Vergrößerung.
  • Stativ: Für stabile Aufnahmen, besonders bei kleinen Blüten und feinen Details.
  • Fokussierhilfe: Makrospielgel oder manuelle Fokussierung bevorzugt; ggf. Fokuspeaking.
  • Beleuchtung: Ringlicht, LED-Panels oder kleine Reflektoren; externes Licht hilft bei kontrastarmen Motiven.
  • Zubehör: Blitze (Blitzkopf mit Blendschutz), Blütenaufname-Blitzlösung; Puder/White Balance anpassen.
  • Extras: Puffer-, Speicherkarten, Fernauslöser, Reinigungssatz (Brillen-Pusten, Pinsel, Blasebalg).

Meine Makroobjektive: 

 

Kriterium

Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM

Irix 150mm f/2.8 Macro - Canon

Sigma 180mm f/2.8 EX DG OS HSM Macro

Blendenöffnung (min-max)

f/2.8 - f/32

f/2.8 - f/22

f/2.8 - f/22

Naheinstellgrenze

30 cm

35 cm

38 cm

Preis

Ca. 900–1.100 EUR

Ca. 500–600 EUR

Ca. 1.200–1.400 EUR

Gewicht

600 g

715 g

1.160 g

Autofokus / Manueller Fokus

Autofokus mit manueller Fokussierung (Full-time MF)

Autofokus mit manueller Fokussierung (Full-time MF)

Autofokus mit manueller Fokussierung (Full-time MF)

Vorteile

- Hervorragende Bildqualität- Stabilisierung (IS)- Sehr scharf bei allen Blenden- Wetterfest

- Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis- Guter Schärfegrad- Kompaktere Bauweise

- Längere Brennweite (180mm)- Sehr gute Bildstabilisierung- Robuste Verarbeitung- Hohe Schärfe

Nachteile

- Relativ schwer- Teuer

- Kein Bildstabilisator- Weniger robust als andere

- Sehr schwer- Größere Bauweise- Teuer

4. Kameraeinstellungen (ein guter Ausgangspunkt)

  • Modus: Manueller Modus (M) für volle Kontrolle.
  • Blende: Blende je nach Szene 2.8–5.6; größere Blende für Hintergrundunschärfe, kleinere Blende für mehr Tiefenschärfe bei Nahaufnahmen.
  • Belichtungszeit: 1/125 bis 1/250 s bei Insekten in Bewegung; bei starken Bewegungen evtl. 1/320 s oder schneller.
  • ISO: So niedrig wie möglich, meist ISO 100–400; bei schlechtem Licht ggf. erhöhen, aber Rauschen vermeiden.
  • Fokus: Manueller Fokus oder einzelner Vergrößerungsmodus; zone focusing oder Live-View-Fokus mit großem Vergrößerungsscreen.
  • Weißabgleich: Automatisch oder angepasst an das Umgebungslicht; bei Tau und Gras leicht grünlich vermeiden.
  • Belichtungskorrektur: Je nach Motiv +0,3 bis +1,0 EV bei Dunkelelementen oder bei bläulichen Hintergründen.
  • Stabilisierung: Falls vorhanden, Bildstabilisierung aktivieren; bei Stativ kein IS nötig.

5. Miniguide zur Bearbeitung

  • Basics: Rohdaten bearbeiten (Belichtung, Kontrast, Weißabgleich) in RAW.
  • Schärfen: Moderat schärfen (Radius 0,5–1,0 px), Masken-Schärfung anwenden, Details betonen.
  • Strukturen betonen: Klarheit-/Texture-Regler leicht erhöhen, um Oberflächen abzubilden.
  • Farben: Sättigung gezielt anheben, natürliche Farbtöne wahren, Grün- und Braunwerte stabilisieren

Ideen für einen Makroausflug am Waldrand und Teichufer

generell

Vorbereitungen (5–10 Min) - Session-Route (ca. 30–45 Min)

Ausrüstung: Kamera mit Makro- oder Zwischenringen, Stativ, ggf. Ringlicht oder Lampe.

Einstellung: Blende f/8–f/11, ISO 100–400, Fokus manuell.

Sicherheit und Ethik: Respektiere Pflanzen, halte Abstand zu Tieren, hinterlasse keine Spuren, kein Wasser- oder Uferleben stören.

 

Morgentau-Mikrowelt

Ort: Waldbodenkraut, Moos, kleine Tautropfen an Gräsern.

Motiv: Tropfen als Reflektoren, Staubkorn auf Blattkante.

Technik: Nah ran, Fokus auf Tropfen, Stativ nutzen; nutze Spiegelung im Tropfen für kreative Muster.

 

Mooslandschaften

Ort: Moos auf Baumstumpf oder Stein.

Motiv: Texturen, feine Nadelspitzen im Moos, winzige Pilze.

Technik: Streiflicht von Seiten; Stoppbewegung vermeiden, ruhiges Hintergrundlicht.

 

Rinde und Pilzstrukturen

Ort: Dicke Baumrinde, abgeblühte Pilzreste.

Motiv: Linienführung, Porenstrukturen, Farbkontraste.

Technik: Nahaufnahme, Fokus-Stacking optional für größere Schärfebereich.

 

Blattgewebe im Gegenlicht

Ort: Blätter mit durchscheinender Blattader.

Motiv: Transluzenz, feine Härchen, Farbspiele.

Technik: Gegenlicht, Stativ, leichte Unterbelichtung für Konturen.

 

Kleine Schattenwesen

Ort: Bodenminis wie Käfer, Springschwärme (ohne Störung).

Motiv: Kurze Pose, ruhiges Beobachtungsverhalten.

Technik: Geduld; kurze Serien, hoher Verschluss bei Bewegung.

 

Teichoberfläche – Tropfen-Reflexionen

Ort: flache Uferzonen mit Gras, Randlinsen, Seerosenblatt.

Motiv: Tropfen, die Lichtreflexe wie kleine Spiegel erzeugen.

Technik: Nah ran, Fokus auf Tropfen, Stativ nutzen; ggf. Spiegelungen im Tropfen einfangen.

 

Wasserlinien und Feuchte am Ufer

Ort: feuchte Grashalme, Seerosenstiele, Kies am Ufer.

Motiv: Tropfenspuren, winzige Insekten am Wasser

Technik: Seitliches Streiflicht, leichten Gegenlicht- oder Seitenlicht verwenden; ruhige Kameraeinstellung.

 

Moos und Randbewuchs am Wasser

Ort: moosige Uferstellen, abgelegene Geröllkanten.

Motiv: Texturen, feine Härchen, winzige Pilze oder Algenfäden.

Technik: Stativ, Fokus manuell, ggf. Fokus-Stacking für tiefe Schärfe; Rahmen mit viel Luft.

 

Rinde/Äste über dem Wasser

Ort: verzahnte Äste über dem Teich, Fischnetz aus Blättern im Wind.

Motiv: Linienführung, Lichtspiele durch Blätterdach.

Technik: Gegenlicht oder leichtes Top-Licht, Wasser als ruhiger Hintergrund.

 

Kleine Bewohner am Rand

Ort: Käfer, Libellenlarvenreste, Springschwänze (ohne Störung).

Motiv: kurze Pose, Interaktion mit Wasserreif oder Rosentaschen.

Technik: Geduldig warten, kurze Serien, hoher Verschluss bei Bewegung, respektiere Lebewesen.

 

Abschluss (5–10 Min)

Auswahl treffen: 3 Favoriten, kurze Notizen zu Licht, Fokuspunkt, Stimmung.

Nachbearbeitung: Leichtes Schärfen- und Kontrast-Adjust, ggf. Fokusstacking.