Eine warme klare Sommernacht, die Grillen zirpen und dann der Blick in den Himmel. Wenn man das Glück hat (oder gut geplant hat) dann erblickt man unzählige Sterne, Planeten und vielleicht sogar ferne Galaxien. Dieser Anblick erinnert uns an die unermessliche Weite des Universums und unsere eigene kleine Stellung darin. Es ist ein Gefühl der Demut, aber auch der Ehrfurcht, das uns hilft, unsere Alltagssorgen in den richtigen Kontext zu rücken. Um den Zauber dieser Nacht fotografisch einzufangen habe ich einige Tipps für Dich zusammengestellt.
1. Wann kann man das Zentrum der Milchstraße von Deutschland aus sehen?
Von Deutschland aus ist das helle, auffällige Zentrum der Milchstraße leider nicht das ganze Jahr über sichtbar und auch dann nur unter bestimmten Bedingungen:
Die Milchstraßenfotografie ist stark von der richtigen Zeit und dem richtigen Ort abhängig.
2. Sternenparks
In Deutschland gibt es mehrere ausgezeichnete Orte, um die Milchstraße zu fotografieren, die als "Sternenparks" oder "Dark Sky Parks" ausgewiesen sind. Diese Gebiete zeichnen sich durch eine sehr geringe Lichtverschmutzung aus und bieten optimale Bedingungen für die Himmelsbeobachtung und Astrofotografie.
Hier sind die bekanntesten Sternenparks und weitere empfehlenswerte Orte in Deutschland:
· Sternenpark Westhavelland (Brandenburg): Dies ist Deutschlands erster und dunkelster Sternenpark, etwa 70 Kilometer westlich von Berlin. Besonders in der Kernzone zwischen Gülpe und Nennhausen ist die Lichtverschmutzung minimal. Es gibt neun ausgewiesene Beobachtungspunkte.
· Sternenpark Biosphärenreservat Rhön (Bayern, Hessen, Thüringen): Im Dreiländereck gelegen, bietet die Rhön ebenfalls hervorragende Bedingungen. Das Biosphärenreservat setzt sich aktiv für den Schutz des Nachthimmels ein.
· Sternenpark Nationalpark Eifel (Nordrhein-Westfalen): Rund 65 Kilometer südwestlich von Köln gelegen, ist der Nationalpark Eifel einer der wenigen Orte in Nordrhein-Westfalen, wo die Milchstraße mit bloßem Auge sichtbar ist. Es gibt spezielle Sternbeobachtungspunkte ("SternenBlicke") und Führungen.
· Sternenpark Winklmoosalm (Bayern): Nahe Reit im Winkl in den Alpen gelegen, bietet die Winklmoosalm auf etwa 1200 Metern Höhe eine beeindruckende Panoramasicht auf den Sternenhimmel.
· Sternenpark Schwäbische Alb (Baden-Württemberg): Auch hier gibt es Initiativen, die Dunkelheit zu erhalten und die Lichtverschmutzung zu reduzieren, um gute Bedingungen für die Sternenbeobachtung zu schaffen.
· Sternwarte St. Andreasberg im Harz (Niedersachsen): Obwohl der Brocken im Harz selbst durch Beleuchtung beeinträchtigt ist, bietet die Sternwarte St. Andreasberg mit ihrem Außengelände am Rehberg einen guten Platz für Himmelsgucker.
· Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide (Mecklenburg-Vorpommern): Dieser Naturpark gehört ebenfalls zu den dunkleren Regionen Deutschlands.
· Sterneninseln Pellworm (Schleswig-Holstein) und Spiekeroog (Niedersachsen): Diese Nordseeinseln wurden ebenfalls als "Sterneninseln" ausgezeichnet und bieten aufgrund ihrer Insellage und der reduzierten künstlichen Beleuchtung sehr gute Bedingungen für die Himmelsbeobachtung.
3. Das richtige Equipment
Bevor du loslegst, ist die passende Ausrüstung entscheidend. Du brauchst keine High-End-Profi-Kamera, aber ein paar Dinge sind unerlässlich:
Mein bevorzugtes Equipment für die Milchstraßenfotografie ist nach dem Motto: keep it simple
4. Kameraeinstellungen für Milchstraße (nicht DeepSky)
Die Grundeinstellungen sind ein guter Startpunkt, müssen aber je nach Lichtverhältnissen und Kamera angepasst werden.
Wenn Du Deine Kamera halbwegs "blind" bedienen kannst, dh Du weißt, welche Einstellung wo ist, kanns Du wesentlich entspannter die Nacht fotografieren.
5. Mini-Guide zur Nachbearbeitung von Milchstraßenfotos
Die Nachbearbeitung ist ein entscheidender Schritt, um das volle Potenzial deiner Milchstraßenaufnahmen zu entfalten. Programme wie Adobe Lightroom, Photoshop oder kostenlose Alternativen wie Darktable oder GIMP sind dafür geeignet.
6. Apps zur Planung und Standortwahl (Lichtverschmutzung, Milchstraßenposition)
7. Apps zu Sternenkarten und Himmelsbeobachtung
Wenn du gerade erst anfängst, könntest du mit einer Kombination aus einer kostenlosen Sternenkarten-App (z.B. SkyView Lite) und einer webbasierten Lichtverschmutzungskarte starten. Sobald du tiefer in die Materie eintauchen möchtest, ist PhotoPills eine Investition, die sich schnell auszahlt, da sie so viele nützliche Funktionen in einer App vereint.
Milchstraßenfotografie ist eine wunderbare Möglichkeit, die Schönheit des Nachthimmels festzuhalten. Es erfordert etwas Planung, Geduld und Übung, aber die Ergebnisse sind die Mühe wert. Fang klein an, experimentiere mit deinen Einstellungen und hab Spaß daran, die unendliche Weite über uns zu erkunden.
Du wirst erstaunt sein, wie viele Geräusche man in der Nacht hört und wie intensiv manche Gerüche werden.
Viel Erfolg bei deinen nächtlichen Abenteuern und genieße die Nacht.
Noch eine Bitte von Fotografen zu Fotografen: deaktiviere jegliches Piepsen Deiner Kamera und stelle dein Handy auf lautlos.
Diese Geräusche hört man in der Nacht sehr weit und sind absolut nervtötend für alle Mitfotografen und Tierwelt.
Möchtest Du noch tiefer in die Thematik einsteigen empfehle ich dir das Buch Astrofotografie und/oder den online-Workshop von Katja Seidel.
Mehr Infos zu dem Thema Lichtverschmutzung und deren Folgen für Flora und Fauna findest Du hier:
Umweltmission, National Geographic, BBC
Was können wir tun?