August / September 2022 - Roadtrip  nach Island 2022

->  Island-Aufnahmen findet ihr in der Galerie.

Vorwort:

Bei aller Heimatverbundenheit aber hin und wieder wird es Zeit, den Kopf aus unseren Talkessel rauszustrecken und in die Welt zu ziehen. Frischer Wind um die Nase, neue Ideen tanken und in andere Kulturen und Sprachen (wenn auch holprig) einzutauchen öffnet den Blick und lässt so manches was sich bei uns abspielt in einem anderen Licht erscheinen.

 

Teil 1: Vorbereitungen

Sommerurlaub 2022 – endlich wieder unbeschwert reisen können. Keine Voranmeldungen, keine zu erwartenden Lockdowns und keine Corona-Tests. Zur Auswahl standen Nordportugal oder Island als Wunschdestinationen. Nach den ersten heißen Sommertagen fiel uns die Wahl leicht und entschieden uns für das kühle Island. Damit standen wie vor jeder Reise die ersten Grundüberlegungen und Recherchen an.

 

Fliegen und Leihwagen oder Fähre und eigenes Fahrzeug mitnehmen? Die Frage aller Frage wenn es um Island geht.

Unsere Pro und Contra Überlegungen waren:

Pro Flugzeug: Trockene, beheizte Unterkünfte und ganz klar der Zeitgewinn.
Contra Flugzeug: extreme Preissteigerungen in den letzten 3 Jahren für Unterkünfte und Leihwagen, Gepäckbeschränkung bei Flugreisen, bei Leihwagen besteht nie eine Versicherung für den Unterboden

Pro Fähre:  vorhandenes eigenes Fahrzeug (Allrad), Dachzelt, Heckküche und Campingausrüstung (man weiß was man dabei hat oder nicht)
Contra Fähre: Zeitverlust von knapp einer Woche (da bereits über 1500km Anreise bis zur Fähre) und 3 Tage Fährüberfahrt; das gleiche wieder zurück

 

Irgendwie hatten wir zu lange rumgetüftelt und gegrübelt. Als wir uns dann für die Fähre entschieden hatten konnten wir gerade noch die letzten freien Kabinen auf der Rückfahrt und damit zum höheren Preis buchen. 

Wir waren uns aber beide einig, wenn das Wetter für Dachzelturlaub zu ungemütlich wird nehmen wir eine kleine Hütte und passen spontan die Route an.

Flexibilität und viel Humor sollten die Zauberworte dieser Tour sein.

Die Rollen waren im Urlaub klar nach Kompetenz verteilt. Mein Mann Rici, der kälteresistente und unerschrockene Topfahrer; die Zicke unser zuverlässiges Fahrzeug und ich als Organisationstalent, Fotografin, Einpack-und Stapelmeisterin, Köchin, Improvisationsgenie und Routenplanerin (Zitat: "wo findest Du nur immer diese kleinen Straßen mit 1000 Schlaglöcher?").

 

Der Stauraum in unserem Allrad Fahrzeug (Subaru Forester mit Unterbodenschutz und inzwischen höhergestellt) ist sehr begrenzt und daher wurden die Campingpacklisten / Einkaufslisten für den Islandurlaub modifiziert. Nach über 10 Reisen in dieses wunderbare Land wussten wir ungefähr auf was man sich vorbereiten sollte.

Wer isländischen Sommer kennt, der weiß dass sich das Wetter ständig ändert  und man mit kalten regnerischen Tagen/Nächten rechnen muss. Für Bekleidung heißt das ganz klar Zwiebelprinzip: layers layers layers und für abendliche Frostbeulen gibt’s eine Bekleidungsempfehlungsliste.

Da für diesen Roadtrip auch Ausflüge ins isländische Hochland (f-roads=Pisten nicht offroad!) auf dem Plan standen, kamen auch diverse Ausrüstungsgegenstände mit auf die Reise die sonst Zuhause bleiben. 

 

Chronisches Fernweh, Reisen in über 30 Länder, unzählige Jahre Campingerfahrung, verschiedene Reisevarianten und über 10 Islandreisen brachten einige wichtige Erkenntnisse. Diese wurden in den beiden Listen eingearbeitet.

All diese Listen beruhen auf unserer Erfahrung und haben selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder dass es genau für Deine Anwendungszwecke passend ist. Alle erwähnten Gegenstände haben wir selbst bezahlt und auch stehen in keinem Zusammenhang mit dem Hersteller.

Um während der Tour im Auto nicht vollkommen im Chaos zu ersticken wurde alles in in die bereitstehenden transparenten Kisten sortiert. Es wurde es immer mehr Zeug und wir fragten uns ob das wirklich alles ins Auto passt, obwohl es gefühlt Minimalismus pur ist. Erfahrungsgemäß hat man auch nach der 100. Tour immer noch Überflüssiges dabei. Aber das stellt man immer am Ende der Tour fest.....upsi..."das hatten wir auch dabei?"

 

Pro Person 1 größere Kiste für Klamotten, Handtuch, Waschzeug. Schuhe kamen separat

1 flache Kiste für die Wathosen (damit sie, falls sie nass und schmuddelig sind, nicht im Auto rumliegen)

1 flache Kiste für Ersatzgaskartuschen, Notfallset, Reifenflickzeug, Kleinkram

1 kleine Kiste für Elektronik/Adapter/Ladegerätegedöns

1 kleine Kiste für Straßenkarten/Reiseführer

1 Karton Mitbringsel die nach Reykjavik mussten usw…

 

Mitte August rückte der Abfahrtstermin immer näher und wir starteten schrittweise mit dem Einräumen unseres Fahrzeuges. Die Heckküche (Maßanfertigung Vanessa Mobilcamping) war schnell reingehoben und fest verzurrt. Das neue Heckzelt probeweise aufgebaut. Kisten farblich gekennzeichnet, eingeräumt,  Winterreifen montiert und Ersatzreifen organisiert (freundlicherweise vom Autohaus Stockklausner, Berchtesgaden zur Verfügung gestellt). Wasser, Öl und Luftdruck geprüft. Das Autohome Columbus Dachzelt  aka Penthousesuite kam mittels Seilzug auf den Dachträger. Seit wir Topper auf die ursprüngliche Matratze gelegt haben schläft es sich wie im Himmelbett. Sandbleche eines australischen Herstellers bestellt, danke für deine hilfreichen Tipps Heike (https://einjahrafrika.de/blog/). Die letzten Bestellungen kamen 2 Tage vor der Abfahrt an.

1 Tag vor unserer Abfahrt noch ein paar frischen Lebensmittel für die ersten Tage einkaufen, Kühlbox einräumen (aber nur so viel, dass es bis zur Fähre reicht) und Vorräte ins Auto. Als großer Fan von regionaler Küche und Lebensmittel kaufe ich immer in der Urlaubsregion ein. Campen bedeutet für uns auch gut kochen und essen.

(Info: Die Kühlbox wird während der Überfahrt nicht gekühlt, da diese über die Boardbatterie läuft). Erfahrungswert, in der Nacht die Kühlbox ausschalten sonst muss man am nächsten Morgen erst mal das Auto mit der Zweitbatterie fremdstarten. *zwinker *zwinker

 

Die Listen waren abgehakt, alles im Auto wackel- und klappersicher verstaut (nichts nervt mehr, als wenn ständig was klappert).

Hundesitter organisiert erledigt. Blumengießdienst organisiert.....

Von außen sah also unser Auto also noch ganz normal aus, aber wehe wenn wir die Türen öffneten, dann war es wie eine Wunderbüchse.

Klein aber oho. Es kommt also nicht immer auf die Größe an.

Das 1000 Sternehotel mit eigener Penthousesuite und regionaler Küche konnte starten.

Teil 2: Es geht los - on the road

Es geht los. Ein Tag früher als ursprünglich geplant (womit wir beim Thema wären, aber hey wer braucht schon Planungen….),

Sonne 25 Grad - Kurs Nord. Aufgetankt, Luftdruck überprüft, Navi angeworfen, Musik an (Notiz an mich: von Zeit zu Zeit die Playlist erneuern schadet nicht, aber das dachten wir uns nach der Bretagne-Tour schon) und los geht’s.

Vor uns standen über 1500 km bis zur Fähre und ein paar Tage Zeit. Da wollten wir natürlich Zwischenstopps einlegen.

Reisen ist das Motto nicht Rasen.

Die zunehmende Lichtverschmutzung macht es immer schwieriger in unseren Breiten die Milchstraße in voller Schönheit zu fotografieren. Wie gut dass es sogenannte Sternenparks in Deutschland gibt. Einer davon lag auf unserer Reiseroute. Der Sternenpark Rhön auf der Wasserkuppe eignete sich perfekt dafür.
Typisch deutsche Autobahnen, man braucht länger als geplant und damit erreichten wir erst bei Anbruch der Dunkelheit unser Tagesziel. Von früheren Ausflügen her wusste ich ungefähr die Location und im Halbdunkeln fanden wir ein schönes Plätzchen. Da ich meine Fotoausrüstung sehr gut kenne und bereits am Parkplatz alles vorbereitete brauchte ich auch keine Stirnlampe um alles einzustellen. Im Kopf schwirrten bereits einige Ideen rum die sich vor Ort leider nur teilweise verwirklichen ließen (künstliche Beleuchtung, Baum an der falschen Stellen, Liebespärchen, usw) dafür funktionierten andere Locations ganz gut. Nach 2 Stunden zog am Horizont eine leichte Bewölkung auf und das farbige Zentrum der Milchstraße verschwand im Dunst. Zeit abzubrechen und sich ins Nachtquartier zu begeben. Auf dem Stellplatz darf man (autark, ja wir haben eine Toilette -  BivyLoo dabei) übernachten.

 

Wie immer braucht man eine Eingewöhnungszeit und die erste Nacht im Dachzelt war etwas unruhiger (Kopfkino pur, was war das für ein Geräusch, läuft da einer ums Auto,  hast Du die Handbremse angezogen, wir stehen schief).

Zitat meines Mannes: "von allen schiefen Plätzen ist das noch der geradeste" aha soso).

 

Nach einem kräftigem Frühstück wurde alles ruckzuck eingepackt, wir sind ein gut eingespieltes Team (Dachzelt schließen, Küche aufräumen, einpacken und alles abfahrtbereit verstauen in ca. 10 Minuten) ging es weiter auf dem Kurs nach Norden.

Der heiße und trockene Sommer hat manche Regionen sehr getroffen und andere wieder weniger.

Daher war ich sehr gespannt auf das nächstes Ziel: der Urwald Sababurg. Erstaunt über die geringe Besucherzahl und die relativ kleine Ausdehnung starteten wir bei über 30 Grad unseren Rundgang.

Wolkenloser Himmel und heiße Temperaturen sind nicht wirklich die optimalen Fotobedingungen die man sich für Waldfotografie wünscht und somit war es mehr ein Kennenlernen des Urwalds. Leider litten auch die herrlich alten Baumriesen unter der Trockenheit. Wenn diese alten Riesen erzählen könnten. Schwer beeindruckt war ich von den riesigen Farnen, die man eigentlich so nur aus Neuseeland kennt. Aufnahmen zum Urwald Sababurg findet ihr in der Galerie.

Leider trifft man auch an solchen bezaubernden Ecken, Menschen für die anscheinend Absperrungen und Betretungsverbot nicht gelten. Da muss man sich schon oft schwer beherrschen um sich nicht aufzuregen.

Irgendwann hatten wir auch von der Hitze auch genug und steuerten eine nahegelegene Eisdiele zur Erfrischung an. 

 

Mit neuen Kräften cruisten wir gemütlich zum nächsten Stopp: Campingplatz Landwehrsee Nähe Dörveden. 
Ein typischer Campingplatz mit vielen Dauercampern. Nachdem die Saison aber bereits vorbei war, gab es nur sehr vereinzelte Gäste und wir hatten das Glück und einen Stellplatz direkt am See zu bekommen. Der Platz war schwer zugänglich und damit nur für kleine Allradfahrzeuge oder Fahrräder möglich. Was für ein Glück für uns. Ein Campingplatz wie man ihn von früher kennt, es war eine kleine Zeitreise.

Der morgendliche Wecker bestand aus einer Gänsekolonie am See die sich nach der Nacht viel zu erzählen hatte. Idylle pur.

 

Nach dem Frühstück waren es nur wenige Kilometer nach Dörveden zu „meinen Polarwölfen“ die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Ich durfte zwei Wölfe sogar mal im Gehege besuchen und kam denen nach genauer Instruktion seeeeehr nahe, aber das ist eine andere Geschichte. Es ist immer wieder ein Highlight diesen Tieren so nahe zu sein. Das Wolfcenter in Dörveden kann ich jedem Interessierten nur empfehlen. Es wird dort sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet. Der Wolf wird weder als Kuscheltier noch als wilde Bestie dargestellt. In Führungen bekommt man viele Informationen über das richtige Verhalten und Herdenschutz. 

 

Danach erwartete uns Stau im Elbtunnel, das braucht man nicht, also schnell eine Alternative suchen und entdeckten die kleine FRS Elbfähre westlich von Hamburg. Damit tuckerten wir gemütlich über die Elbe. In der Nähe von Büsum steuerten wir einen Bauernhof an der noch einen Platz für eine Nacht hatten. Nach einer ruhigen Nacht fiel morgens der erste Blick auf eine Kuh die uns neugierig beobachtete. Was die sich wohl dachte, wie wir aus dem Dachzelt krabbelten?

Kennt Ihr Landvergnügen? Das ist Camping auf einem Bauernhof mit gewissen Regeln. Es ist eine sehr interessante Art zu reisen und auch viel über die Region und Menschen zu erfahren. Bauernhöfe die an Landvergnügen angeschlossen haben verfügen teilweise einen kleinen Hofladen in dem eigene und regionale Produkte vermarktet werden. Frische Eier, Butter und Kleinigkeiten machten also unser Frühstück perfekt. 

Gut gestärkt gings nach einem Plausch mit den Landwirten weiter Richtung Dänemark. Einmal quer durch.

Auf langen Autofahrten zwickt irgendwann der Rücken und man hat das Gefühl sich bewegen zu müssen. Also war wieder eine Unterbrechung angesagt. Um die Füße zu vertreten recherchierten wir schnell online was es an Möglichkeiten in der Umgebung gibt. Die Wahl fiel dann auf ein kleines Waldwandergebiet mit anschließender Wanderdüne an Dänemarks Westküste. 

Ein Tag in Råbjerg Mile ist fast wie ein Tag in der Wüste, wenn man sich durch die größte Wanderdüne Nordeuropas bewegt. Vom höchsten Punkt der Düne hat man einen fantastischen Panoramablick über die Spitze von Dänemark und mit Skagen am Horizont. Råbjerg Mile bewegt sich jährlich um ca. 15 Meter. Die ca. 1 km² große Wanderdüne hat sich aufgrund des harten Windes, über den letzten 110 Jahren um ungefähr 1.500 m in Richtung Nordosten bewegt. (Quelle: https://www.toppenferienhauser.de/inspiration/naturerlebnisse/raabjerg-mile/)

Das klang interessant – und los ging es. Nach einem kleinen Waldspaziergang erblickte man die riesige Wanderdüne und ich bereute es die Kamera im Auto vergessen zu haben, somit gibt es nur Handyfotos. Der kleine Spaziergang zum Leuchtturm war eine willkommene Abwechslung und nach einer kurzen Weiterfahrt landeten wir in Hirthals. 

Den Ausgangspunkt der Fähre. Bei einer kurzen Runde durch den Ort und den vollen Campingplätzen mit den riesigen Wohnmobilen traten wir fluchtartig den Rückzug an und gelangten zu einem sehr ruhigen Campingplatz einige Meter außerhalb des Trubels. Hier war es so ruhig, dass einem beim Abendessen die Hasen über die Füße hoppelten.

Ach ja, wie könnte es anders sein, es fing leicht zu tröpfeln an.

Also kurz unser Anglerschirmzelt (aka Außenküche, Bad und Abstellkammer) ausgepackt und darunter gemütlich gemacht. 

Immerhin stoppte der Regen in der Nacht und somit konnte das Dachzelt während des Frühstücks in der Sonne gründlich durchtrocknen.

 

Feuchte Dachzelte die mehrere Tage geschlossen auf einer warmen Fähre stehen sind eine wunderbare Brutstätte und Ursache für Schimmel im Zelt und Matratze.

Während der 3-tätigen Überfahrt kommt man nicht ins Fahrzeug (das Fahrzeugdeck ist geschlossen) daher hieß es vorher, die wichtigsten Dinge (Bekleidung, Waschzeug, Foto, Bücher, Papiere) für die nächsten Tage in eine Tasche packen. Nochmaliger Check ob die Kühlbox ausgesteckt ist.

Bettwäsche / Handtücher und Seife sind in den Kabinen vorhanden. Theoretisch wären sogar Whirlpools an Deck. Also kommt der Badeanzug mit in den Rucksack.

Also wieder mal gründlich planen und packen.

Teil 3: Auf dem Atlantik

Die Fähre fuhr erst Nachmittags los und damit hatten wir genügend Zeit für die verbleibenden Kilometer und einen Spaziergang in Hirthals. Rechtzeitig aber gemütlich gings in Richtung Fähre und check-in. Das war nordisch unaufgeregt schnell und reibungslos. Sehr entspannt wurden wir in eine Wartereihe eingewiesen und dann gings auch schon in das riesige geöffnete  Maul der Norönna der Smyrill-Line. Zwischen riesigen Offroadfahrzeugen, aufgemotzten Landcruisern, VW-Bus usw (und das war noch das Deck für die kleineren Fahrzeuge) fand unser Winzling mit Dachzelt ein sicheres Plätzchen. Der einzige hektische Moment der Reise begann denn jetzt musste es ganz schnell gehen da bereits die nächsten Reihen nachrückten. Flugs die fertig gepackten Rucksäcke geschnappt und ab zur gebuchten Außenkabine.

Von jetzt an wurde es sehr gemütlich. Die Nordsee/Atlantik war so ruhig wie ein Ententeich und mit minimaler Geschwindigkeit dümpelten wir Kurs Nord mit dem Zwischenziel die Faröer Inseln.

 

Die Zeit an Board der Norönna war sehr bequem und entspannt. Schlafen – essen – lesen - ….. Kreuzfahrt eben.  Man verliert leicht ein Zeitgefühl.

Irgendwann erschien am Horizont die imposante Küstenlinie der Faröer Inseln. Die Färöer Inseln (zu Deutsch: Schafsinseln) wurden erst im Mittelalter entdeckt und besiedelt. Insgesamt sind die 18 Inseln bewohnt,  mit Ausnahme von Lítla Dímun.

 

Von vielen Reisebeschreibungen her musste es dort wunderschön und beeindruckend sein. Die Küstenlinie war schon mal vielversprechend.

Staunend standen fast alle Passagiere an Deck und filmte/fotografierten. Nach dem Anlanden in der Hauptstadt fuhren einige Fahrzeuge von Deck und neue kamen hinzu. Wir nutzten den Stopp für einen Landgang und erkundeten die Hauptstadt Tórshavn. Dabei fiel die Entscheidung, dass wir unbedingt diese Inselgruppe auch mal länger erkunden mussten.

 

So ist das bei Urlauben… man kommt immer wieder gleich auf neue Ideen und Ziele.

Nach dem Urlaub ist immer vor dem Urlaub. 

Pünktlich zurück an Board machten es sich alle Passagiere gemütlich um den zweiten Teil der Seereise nach Island zu genießen. 

Delphine im Nordatlantik

 Je nach Perspektive kann ein Seetag an Board einer Fähre kann sehr entspannend oder langweilig sein.

Nach einem großen morgendlichen Kaffee (11 Uhr) suchten wir gut ausgestattet mit mehr Kaffee und Leselektüre bzw. Isländisch-Sprachkurs-Unterlagen ein Plätzchen zum schmökern oder einfach nur dösen. Das gestaltete sich aber gar nicht so einfach da die meisten Plätze im Panoramadeck „Laterna Magica“ bereits belegt waren. Auf eine freie Liegen mit direktem Blick über das glitzernde Meer war gar nicht zu denken. Denn es gab es wohl Bewegungsmikado, wer sich zuerst bewegt oder aufsteht hat verloren. Gab es irgendwo eine unsichtbare Warteliste? Es fehlten nur noch die Handtücher zum Liegen belegen. Uns geisterte die Frage durch den Kopf, ob diese Personen eigentlich nie auf die Toilette müssten….

Wie voll mag es hier wohl sein, wenn das Schiff ausgebucht ist? Eine Frage deren Antwort wir bei der Rückreise erhielten.

Also verkrümelten wir uns in die Bibliothek. Dank der vielen Steckdosen in den Aufenthaltsbereichen konnte man problemlos am Tablet arbeiten. Ansonsten sind Seetage wie Seetage so sind. Ein Pendeln zwischen Kaffee, essen, Aussicht genossen, essen, ratschen, dösen und zwischendurch frische Luft an Deck tanken. Plötzlich gerieten fast alle in Bewegung und Aufregung. Was war los? Wale voraus und schon wurden Handys und Kameras gezückt. Rici hatte das große Glück auf der richtigen Seite am Bug zu stehen und konnte Schnappschüsse machen.

Abendbeschäftigung. Na klar, essen, Bierchen und … ab ins Kino. Praktischer geht es nicht. Ein kleines kuscheliges Kino an Board. Also entschieden wir uns für den neuen "Top Gun" Film. Tja was soll man sagen … schaut ihn euch selbst an.

Am dritten Tag auf der Fähre hieß es endlich: Land in Sicht.

 

Teil 4: Land in Sicht

Als die Silhouette von Island Ostküste in der Ferne auftauchte scharrten sich sofort die Passagiere an Deck um nichts zu verpassen und bei sommerlichen Temperaturen spiegelglatter See machte sich Urlaubsfreude breit.  Alle konnten es kaum erwarten bis die Norönna im kleinen Hafen von Seydisfjördur anlegte. Dann ging wieder alles sehr schnell. Kaum angelandet erschienen bereits die ersten Fahrzeuge aus dem Bauch der Fähre. Wie praktisch, wenn man den Ort aufgrund zahlreichen Besuchen kennt und somit steuerten wir sofort unser Lieblingcafe an. Es gab Zimtschnecken und Cappucino bei knapp 20 Grad in der Sonne, das fing ja gut an… Velkomin Til Islands.  In Egilstadir der Hauptstadt des Ostens, hatten wir einen Termin und daher war das unser nächste Ziel. Danach einkaufen im Bonus, Konan und Netto ist immer Pflicht damit der Kühlschrank endlich mit dem leckeren Original Skyr, Käse, Gemüse und Lieblingskeksen gefüllt werden konnte. Jetzt könnte der Roadtrip beginnen. Halt stopp. Es fehlte noch der obligatorische tägliche Blick auf die wichtigsten isländischen Internetseiten: www.veðUr.is und road.is. (Dank perfektem isländischen Internet, das überall wesentlich besser als in Deutschland ist, stellten wir fest, dass für die geplanten Ziele an der Ostküste nichts im Weg stand. So der Plan…..

Diesmal wollten wir uns hauptsächlich den Osten (sofern es das Wetter zulässt) genauer ansehen. Also runter von der Ringroad (1) und raus an die Küste. Wir entdeckten wunderbare Küstenlinien mit Felsen (schön zum anzusehen - schwierig zum fotografieren, da man fast nirgends direkt ans Meer konnte),  spannende Bergetappen mit Tiefblick und natürlich jede Menge Schlaglöcher.

Die aufziehende Bewölkung und ein Blick in den Himmel verhieß nichts Gutes denn der Wind nahm im Laufe des Tages zu. Diesmal stimmte der Wetterbericht nicht und der Wind wurde immer stärker. Über googlemaps entdeckten wir einen Campingplatz entlang der Route der windgeschützte Plätze anbot. Somit war schon mal Abendessen und ein sicherer Übernachtungsplatz gewährleistet. Was wir nicht bedacht hatten dass das Dachzelt den Windschutz überragte und somit die Nacht spannend werden konnte. Doch dank der schrägen Hartschale und stabilen Bauweisen pfiffen die Windböen einigermaßen über das Dach und die Schaukelei kein Problem.

Nächster Morgen: heißer Kaffee und eine warme Dusche machte uns fit für die nächste Etappe entlang der Küste …. Merke je kleiner die Straße desto weniger Fahrzeuge. Um den Osten Islands touristischer mehr zu erschließen und für die Touristen vorzubereiten, sieht man immer mal wieder dezente Baumaßnahmen. Einige neu angelegte Aussichtspunkte und Beschilderungen.  Erst Infrastruktur dann Touristen, das ist der richtige Weg. Im Westen und an der Südküste kann man leider einige Schäden beobachten, wo die sehr fragile Natur an Aussichtsplätzen von unvorsichtigen Touristen zerstört wurde. Jetzt wird auch dort versucht die Massen zu lenken um weitere Schäden zu verhindern.

An einen dieser Vogelbeobachtungsplätzen beobachteten wir Basstölpel auf dem Felsen. Hoffentlich bleibt diese Kolonie von der aktuellen Vogelgrippe verschont. Um den nächsten Stopp zu erreichen rumpelten wir über eine Schotterstraße mit unzähligen Schlaglöchern, spannenden Abschnitten und Minifurten. Ohne genügend Bodenfreiheit am Auto wäre das nicht so gut zu bewältigen. Entlang der Strecke nahmen die Windböen weiter zu und vermischten sich mit garstigen Regen aus allen Richtungen zu ungemütlichen Wetter vom Feinsten. Puuhhhh 7 Grad und fieser Wind und Regen. Am Leuchtturm angekommen hieß es die Türe beim Aussteigen gut festhalten. Der Aufenthalt war verständlicherweise nur von kurzer Dauer und schon ging’s zurück,  am Campingplatz vorbei und Richtung Norden. Lange Rumpelstrecke bei miesen Wetter…Ob es das wert war? 

Der nächste Abschnitt führte uns zum heutigen Ziel im äußersten Norden nahe des Polarkreises.

Wir gönnten uns ein leckeres Abendessen im Hótel Norðurljós. Noch während des Essens zeichnete es sich ab dass es wunderbares Abendrot geben könnte. Während des Nachtisches saß ich auf wie auf glühenden Kohlen und Rici der mich gut genug kennt, sagte "nun zisch schon los". Also nix wie den Fotorucksack geschnappt und im Laufschritt die paar Meter zum Denkmal geflitzt. Ziemlich atemlos aber pünktlich zum Spektakel erreichte ich den Platz. Der Arctic Henge (ein modernes Denkmal an den alten Nordischen Glauben). Plötzlich durch Wolken brechende Sonnenstrahlen inszenierten ein kitschiges Farbspektakel wie es besser nicht hätte sein können.

Nach einer weiteren stürmischen Nacht cruisten wir entlang der Küstenstraße und unzähligen Treibholzbohlen, angeschwemmten Fischernetzen und Plastikmüll Richtung Westen. Was könnte man alles aus diesen Holzbohlen bauen. Kaffeepause war heute in Ásbyrgi  geplant. Ein zauberhafter Birkenwald, der von hohen hufeisenförmigen Basaltfelsen eingerahmt ist. Eine wahre Oase für einen kleinen Spaziergang. Danach gab es Espresso  und Lieblingskekse aus der Bordküche ;-). Erstaunte Blicke von anderen Touristen am Parkplatz, wie wir in unserem kleinen Fahrzeug zu ausgerüstet sind. 

Gut gestärkt fuhren wir die nächste Etappe vorbei am beeindruckenden Goðafoss in Richtung Myvatn. Den beeindruckenden Goðafoss kannten wir  bereits von mehreren Besuchen daher war der Stopp dieses Mal nur sehr kurz. 

Aber auch die Erfahrung, dass Campingplätze bereits Anfang September geschlossen sind, gehörten zu dieser Tour. Also hieß es mal wieder flexibel sein. Im Dunkeln erreichten wir einen geöffneten Campingplatz am Myvatn kurzerhand verschoben wir das Kochen und Abendessen in den Aufenthaltsraum . 

 

Teil 5: Ungeplanter Aufenthalt

Am nächsten Morgen war es mal wieder regnerisch daher brausten wir nach einem kurzen Stopp schnurstracks über Akureyri (Hauptstadt des Nordens) an Islands bekanntester Ampel vorbei weiter Richtung Dalvik.

 

Ein Blick auf meinen Mann genügte und es stellte sich raus, wir eine Unterbrechung brauchten. Er hatte sich im Laufe der letzten Tage stark erkältet oder Corona eingefangen. Das braucht kein Mensch im Urlaub und vor allem nicht auf einem Roadtrip mit Dachzelt. Also ab zum auskurieren für 2 Tage in eine kleine Hütte. Verrückt wie die Preise in den letzten 3 Jahre für diese praktische Art der Unterkunft gestiegen sind. Naja, hilft nix. Da hieß es das Beste aus der Situation machen. Also Mann ins Bett packen, auskurieren, schlafen lassen und betüdeln. Ich ging in der Zwischenzeit spazieren, bearbeitete Fotos, kochte Kaffee und holte den Omnia aus dem Auto und zauberte ein paar Muffins.

 

Urlaub anders als gedacht, aber hey das ist Island. Machen wir das Beste daraus. Pause ist angesagt.

Wieder fit und voller Tatendrang begannen wir nach 2 Tagen die Umgebung zu erkunden denn in unmittelbarer Nähe war ein sehr auffälliger Felsen im  Meer. Man erreicht ihn über den neuen offiziellen Weg der  in einem großen Bogen vom Parkplatz über die Abbruchkante und am Strand entlang zum Felsen führt. Um weitere Küstenerosion zu vermeiden wurde der alte rutschige und steile  Trampelpfad inzwischen gesperrt. Es war gerade Ebbe und somit konnten wir gut über den Standabschnitt laufen. Dabei musste man immer auf das glitschige Seegras aufpassen um nicht mit dem Equipment im Wasser zu landen oder sich an den Steinen zu verletzen. Kaum am Felsen angekommen begann ein prächtiger farbenfroher Sonnenuntergang der die ganze Landschaft in ein pastellfarbenes magisches Licht tauchte.

 

Was wäre ein Urlaub ohne Termine? Diesmal gab es vier Fixtermine wobei 2 x Fähre, ein Familienbesuch in Reykjavik und einmal islandsbanki auf dem Plan standen. Um von Islands Norden in die Hauptstadt zu kommen hat man  mehrere Möglichkeiten. Die Ringroad Nr1 kannten wir bereits sehr gut und mit einen Blick in die Landkarte fanden wir kleinere Alternativrouten die es zu entdecken gab. Dabei fällt immer wieder angenehm ruhig und wenig befahren manche Routen sind.

Kennst Du das Island-Phänomen? Man fährt eine unbekannte Straße und hinter jeder Kurve erstreckt sich eine traumhafte Landschaft für die man viel Zeit einplanen sollte. Das Urlaubs-Zeit-Dilemma.  Also Location gut merken und ab damit auf die Liste für die nächste Tour. Die Liste wird länger und länger.

 

 

Teil 6: Reykjavik

In Reykjavik angekommen genossen wir sehr entspannte Tage mit Familie und Freunde besuchen, Zimtschnecken vom Lieblingsbäcker (https://www.braudogco.is/) holen,  Essen, Ratschen, Wäsche waschen - fast schon Alltag :-) und neue Restaurants entdecken.

 

Verbindest Du mit Island auch eigenen sonnigen Strandtag in der Hängematte? Wahrscheinlich eher nicht. So geht es aber auch. Handtuch und Badeanzug geschnappt und ab an den Strand. Bei traumhaften Temperaturen und Sonne besuchten wir den  geschützten Strandabschnitt mit gelben Sand und mit einer heißen Bademöglichkeit. Herrlich entspannend und ohne Schickimicki. 

 

 

Teil 7: Im Hochland

Aber irgendwann war es Zeit die Reise Richtung Hochland und Osten weiterzuführen. Der Blick auf die App (verð og veður) zeigte, dass noch alle Hochlandpisten geöffnet und befahrbar sind. Als großer Fan von heißen Quellen und farbigen Thermalfelder ging’s jetzt in die farbigen Regionen auf die ich mich schon lange freute.

Die berühmteste Straße F35 (Verbindungspiste Nord-Süd) war für unser Allrad-Fahrzeug locker machbar. Man ist aber immer wieder erstaunt mit welchen Fahrzeugen einige Urlauber unterwegs sind und ihr fahrerisches Können überschätzen. Mut und Übermut trifft oft aufeinander. 

Allrad ist nicht gleich Allrad. Bodenfreiheit und Luftansaugung sind zusätzliche Kriterien. (Merksatz für uns: Der Forester braucht noch mehr Bodenfreiheit und der Unterbodenschutz muss nach der Tour überprüft werden). Nach gefühlt über 1000 Schlaglöcher und den letzten steilen und engen Abschnitt erreichten wir eins der Highlights während des Roadtrips: eine Landschaft wie gemalt. Mehrere Wanderwege und Stufen führen über die Grate der Hügelketten.  Bei einigen Touren sollte man jedoch trittfest und schwindelfrei sein. Oben angekommen ist sieht man nach jeder Kurve neue spektakuläre Perspektiven und Linien. Ein echtes Naturwunder.

 

Nicht nur Besucher erfreuen sich an der Natur, auch Schafe genossen die natürliche Wärme des Bodens. Wir nannten sie die Schwefelschafe :-). Wie mag da wohl das Fell riechen bzw das Fleisch schmecken. Wir überlegten wie ein Restaurant das anbietet? "Heute Hochlandspezialität: Langsam geschmortes Lamm in Schwefelsauce"? Ein verführerischer Gedanke ;-).

 

Auch da wieder viel zu wenig Zeit um in die Natur richtig einzutauchen und genießen. Eigentlich wollten wir noch einen Tag  in der Nähe auf einem Campingplatz bleiben, jedoch machten große Baumaßnahmen am geplanten Übernachtungsplatz einen Strich durch die Rechnung. Damit rumpelten wir zurück auf die F35 und zum nächsten Stopp. Auf der Wellblechpiste kommt man natürlich nicht ganz so schnell voran und es war fast abends bis wir unser Ziel erreichten. Wild Campen ist in Island verboten,  daher sammelten sich im Laufe des Abends die unterschiedlichsten Campingmobile und Zelte an diesem Platz.

 

Hier waren wir ausnahmsweise  nicht die einzigen Camper mit Dachzelt. Aber unsere pfiffige Heckküche rief dann doch auch bei den anderen Campern Erstaunen hervor. Noch während das Abendessen brutzelte, rief eine Schweizerin zu uns rüber „ hoi eine Vanessa Küche“ …und damit kamen wir ins Gespräch. Es stellte sich raus, Weltenbummler die genügend Zeit haben um sich ihren Traum zu erfüllen. So stellen wir uns  auch unsere Rente vor, aber das wird noch dauern…Wir wünschen euch allzeit gute  (www.gravel-traveller.ch) und sichere Fahrt.

Ein riesiger Vorteil dieses Campingplatzes ist eine heiße Quelle (Hotpot) mit rund 40 Grad. Während mein Mann  das warme Wasser genoss,  schnappte ich mir in der Zwischenzeit die Kamera und versuchte die Abendstimmung über den dampfenden Tümpeln einzufangen. Ein paar Ideen im Kopf, die umsetzt werden wollten. 

Fotos findet ihr in der Island-Galerie.  Schade eigentlich dass man den schwefeligen Geruch nicht übermitteln kann. 

Nach einer sehr frischen und sternenklaren Nacht (Dank eines sehr warmen Schlafsacks und einer Wärmflasche war es im Dachzelt angenehm kuschelig) und ausgiebigen Frühstück erkundeten wir nochmals auf den Holzstegen durch das Thermalfeld. Es ist schon sehr beeindruckend wenn man bedenkt dass die Erdkruste nur sehr dünn ist und wenige Meter neben einem kochend heißes Wasser aus der Erde zischt. Um Verbrennungen oder gefährlichere Unfälle zu vermeiden muss man daher unbedingt auf dem Bohlenweg bleiben.

Dass man Equipment oft nicht für sich selbst, sondern andere Autofahrer braucht, zeigte sich wieder am Campingplatz. Ein Urlauber hatte die Bodenfreiheit mit seinem Duster komplett falsch eingeschätzt und sich einen großen Stein unter das Auto festgefahren. Vollkommen erstaunt, warum sich das Vorderrad nicht bewegt, trat er immer wieder aufs Gas. Wir signalisierten ihm, dass er wohl besser aussteigt und sich das Dilemmer ansieht. Da war er teuer - der gute Rat. Gut dass wir eine Brechstange dabei hatten und mit der konnten wir den Stein mit vereinten Kräften unter dem Auto raushebeln. Ob das dem Fahrer eine Lehre war? Wahrscheinlich eher nicht.

 

Für uns hieß es auch weiter geht es denn das einzig beständige in Island ist das unbeständige Wetter. Es kam wie es kommen musste, nach einigen schöneren Tage fing das Wetter an sich zu verschlechtern und die weitere Prognose war nicht vielversprechend, daher erreichten wir wieder mal über die F35 die Ringroad an der Südküste. 

Den Abend verbrachten wir in einem wunderbaren Restaurant mit einen Freund und hervorragenden Naturfotografen. Schaut unbedingt mal auf Jan‘s Homepage (www.northlandscapes.com) vorbei. Absolut beeindruckende Aufnahmen und abstrakte Naturfotografie. 

 

Unsere gesamte Routenplanung haben wir inzwischen schon einige Male komplett geändert und sie dem Wetter angepasst. Inspiriert von wunderschönen Aufnahmen und Reiseberichten wollten wir nun in Richtung þorsmörk. Also wieder ab ins Hochland.

Der Weg ist das Ziel und schwupps ließen wir uns während der Fahrt von interessanten Seitenstraßen vom Kurs abbringen. Dabei breitete sich nach jeder Kurve ein neues beeindruckendes Panorama aus. Als nur noch Fahrradfahrer auf der schmalen einspurigen Piste entgegenkamen, die Steigungen  und Schlaglöcher zunahmen war es Zeit für eine Kaffeepause und Wendemöglichkeit. Die Zeit vergeht bei solchen Abstechern und Exkursionen wie im Flug und bringen jede Planung durcheinander. Aber sollte Urlaub nicht so sein, dass man spontan reagieren kann?

 

Um nach þorsmörk zu kommen muss man den Fluss „Krossa“ durchqueren. Dabei wird sehr viel Erfahrung (Wetter, Wassertiefe, Strömung und das richtige Fahrzeug) benötigt. Es gibt einen Spruch, der heißt: “dont cross the Krossa”. Um nicht in der Top Ten des Jahres „stupid tourist of the year“ zu landen waren wir bei Furten extrem vorsichtig und checkten erst mal aus, ob das mit unserem Fahrzeug und bei den derzeitigen Wetterverhältnissen machbar ist. Schnell erkannten wir, dass sicherlich keine gute Idee wäre, es auszuprobieren und packen das Gebiet auf die Liste für das nächste Mal, aber als organisierte Tour.

Manchmal muss man auch erkennen wann Schluss ist und es an einem Punkt nicht weitergeht. 

 

Dass dies die richtige Entscheidung war stellte sich innerhalb der nächsten zwei Stunden raus in der das Wetter komplett umschlug. Von nun an begleiteten uns tiefhängende Wolken, Dauerregen, düstere Stimmung, unzählige Wasserfälle  und zahlreiche Schlaglöcher zum nächsten Ziel. Über eine abenteuerliche Wellblechpiste (nur mit Allrad zu befahren) mit spannenden unübersichtlichen Kurven und Steigungen kamen wir in der Dämmerung bei strömenden Regen an. Wo waren wir gelandet?

Eine Fahrt ans Ende der Welt. Wir warteten nur noch auf eine Straßensperrung mit Bretterwand „Ende“. Was für eine Stimmung. Nebel, Regen, rundum Berge und dazu düsteres schwarzes Lavageröll. Sichtweite rund 50m und rundum dunkle Felswände. Wie eine Filminszenierung. Uns kam der Film „Katla“ in den Sinn. Doch dann, nach der letzten Kurve tauchen im Scheinwerferlicht jede Menge einige  kleine Camper, Radfahrer mit Zelten und Holzhütten auf. Vollkommen surreal, inmitten vom Nichts und dazu das Wetter. Um in der Heckküche und Stirnlampe etwas zum Abendessen zaubern zu können spannten wir eine Plane über die Heckklappe und verzurrten diese links und rechts um einen Windschutz zu bauen. Was wir jedoch kaum beachtet hatten war die Kälte (falsche Gasmischung) und der Wind. Damit dauerte es mit dem Abendessen etwas länger. Ausnahmsweise verzichteten wir auf eine abendliche Orientierungsrunde aufgrund des Wetters und verschwanden bald im Dachzelt.

Gemütlich prasselte der Regen die ganze Nacht auf die Hartschale des Dachzeltes. Romantisch……. (Dank der guten Qualität blieb innen alles trocken). Doch frühmorgens ruft irgendwann die Natur und man muss mal raus, Dachzeltromantik pur :-) immer noch Nebel, leichter Nieselregen und ….

ein Blick von der Dachzeltleiter zum Boden ließ uns schmunzeln und kurzerhand entschieden wir, was man nicht anhat, wird nicht nass.

Der komplette Platz stand zentimetertief unter Wasser. Also nix wie runter in das Fußbad und platsch knapp 10cm tiefes Wasser. Andere nennen es Kneipen wir nannten es einfach … kalt. 5 Grad- nass - Matsch. Ein Traum. Die armen Zeltler die vollkommen durchnässt alles zusammenpackten. Der Campingplatz leerte sich innerhalb kurzer Zeit und an einem Ende des Platzes entdeckten wir eine Höhle. Perfekt fürs Frühstück. Also kurzerhand das Auto rumrangiert, Frühstückszeug in die Höhle getragen und uns zu den letzten verbleibenden Gästen gesetzt. Da keine Wetterbesserung in Sicht war gab es auch keinen Stress. Perfekte  Zeit für frische Muffins.  Schnell holte ich den Omnia aus dem Auto und zauberte innerhalb einer halben Stunde  frische  Muffins. Das Gesicht der anderen Camper beim Frühstück. Unbezahlbar und unvergesslich. Lauwarme Schokomuffins und Kaffee in der Höhle….hmmmm lecker.

Wenn man schon mal hier ist muss man sich natürlich auch die Umgebung ansehen. Zeit für einen Spaziergang. Der Nieselregen hörte langsam auf und die mystische Nebelstimmung blieb zwischen den Felsen hängen. Dank der guten Bekleidung und festen Schuhe blieben wir trocken. Die robuste Kamera spielte bei der Luftfeuchtigkeit eine Zeitlang gut mit. Wieder am Auto zurück verhieß die Wettervorhersage nichts Gutes. Da Pisten bei konsequenten Dauerregen (so konstant schlecht kennen wir das Wetter hier gar nicht) immer schlechter befahrbar wurden, kleine Furten sich schnell in unpassierbare Flüsse verwandeln, war wieder mal Planänderung angesagt und an die Ringstraße zurückzukehren.

Wie vorhergesagt wurde der Regen im Laufe des Tages wieder stärker und die Piste eine ganz schön matschige Herausforderung. Die kleine, unscheinbaren Furten vom Vortag waren inzwischen auch tiefer und damit Entscheidung das Hochland zu verlassen die richtige Wahl.

Irgendwie standen unsere Hochlandausflüge unter keinem guten Stern. Schade. Aber das nächst Mal ;-)

 

 

Teil 8: Auf der Suche nach einer Regenpause

Ärgern und grübeln nutzt nix, also nächster Plan wir fahren Richtung Osten bis das Wetter besser wird. 

Ein kurzen Zwischenstopp und ein Spaziergang während der einzigen Wolkenlücke auf der ganzen Insel musste sein.  Wir waren schockiert, zu sehen, wie sich innerhalb von wenigen Jahren die Gletscher zurückziehen und schmelzen. Ein neuer Weg führte uns am Rand eines ehemaligen Gletschers an dem inzwischen einig Blumen zaghaft blühten. Einige geführten Touren mit Gletscherhöhlenbesucher kamen uns entgegen. Erstaunlich mit welchen ungeeigneten Schuhwerk (einfache Sneakers) die Besucher unterwegs waren und die Guides dies nicht bemerkten. Naja, das war nicht unser Problem. 

Langsam brauten sich wieder dunkle Regenwolken zusammen und mit den ersten Tropfen flüchteten wir ins Auto.

Die Ringroad No1  führte uns an der Jökulsárlón und dem Diamond Beach vorbei. Normalerweise ist das ein Pflichthalt, aber diesmal schüttete es so kräftig, daß wir bei der Fahrt über die Brücke kaum etwas von der Landschaft erkennen konnten. Ein kurzer Blick von meinem Mann und die Frage „willst du ernsthaft anhalten? “ genügte und wir waren uns einig, diesmal wird das nix. (Anmerkung: diese Bilder sind aus einem anderen Urlaub).

 

Langsam wurde es dunkel, wir waren müde und hatten einfach keine Lust mehr weiterzufahren. In Höfn gelandet gönnten wir uns riesige  Lobsterpizza im Z-Bistro. Wie gut wenn man sich auskennt und schon öfters in der Gegend war. In Verwöhnlaune wollten wir anschließend eine Cabin oder Hotel im Umkreis buchen, aber es war schlichtweg unmöglich eine Unterkunft unter 200€/Nacht zu finden.

Das war es uns nicht wert und es somit ging’s noch ein paar Kilometer weiter zum nächsten Campingplatz. 

Ein vertrautes Geräusch weckte uns am nächsten Morgen ganz sanft …. Tropf Tropf Tropf …langsam öffneten wir einen Reißverschluß des Dachzeltes. Es regnete noch immer und war einfach ungemütlich. Kaum zu glauben, so beständig anhaltendes schlechtes Wetter kannten wir bis jetzt noch nicht. Mit einer Runde Schnick-Schnack-Schnuck lotsten wir aus, wer Kaffee kocht und für das Frühstück zuständig ist. Noch während der Kaffeeduft aus der Bialetti strömte, fassten wir den Entschluss gleich bis Egilstadir durchzufahren und dort eine Unterkunft zu suchen. Vielleicht gibt es dort Wolkenlücken und damit die Möglichkeit das Dachzelt vor der Rückfahrt zu trocknen.

Also fertig frühstücken, ab an die nächste Tankstelle, volltanken und Toilette besuchen (merke Tanken und aufs Klo geht man in Island, wenn’s vorhanden ist, nicht wenn man muss). Anschließend hieß es Kurs Ost. 

Selbst der nächste angepeilte Stopp am Vestrahorn war uns nicht vergönnt und der Berg in dicken Wolken versteckt.

 

Teil 9: Im Osten

Enttäuscht spulten wir die nächsten Kilometer bis zur Hauptstadt des Ostens -Egilstadir- runter. Immerhin fanden wir außerhalb des Ortes eine kleine Holzhütte inmitten eines Pferdehofes und Campingplatzes. Mit der netten Besitzerin übte ich die ersten isländischen Sätzen und sie stellte uns daraufhin  ihre größte Hütte mit Veranda zur Verfügung. Vielleicht hatte sie Angst, dass ich sie noch weiter mit meinen grauenvollen Sprachkenntnissen quäle? ;-) 

Luxus pur, eine muggelige Hütte die eigentlich für 6 Personen ist, dennoch schafften wir es  ganz fix unser Zeug in Rekordzeit in der Hütte zu verteilen. Nachdem sogar ein Stückchen blauer Himmel durchblinzelte  öffneten wir das Dachzelt um die feuchten Seitenwände zu  trocknen und Schlafsäcke zum Lüften übers Geländer zu hängen. Im Dachzelt war gottseidank alles trocken.

 

Wie könnte es anders sein, einige Kaffee und Zimtschnecken später packte uns der Tatendrang die Umgebung genauer zu erkunden. Wofür haben wir einen Allrad und einige Landkarten mit eingezeichnet F-Straßen in der Umgebung.

 

Unweit vom Ort und entlang der Küste gab es einen Aussichtspunkt um Puffins zu beobachten. Anfang September waren diese bereits ins Winterquartier aufs offenen Meer gezogen.  Nichtsdestotrotz die Gegend sah interessant aus. Also volltanken, Kaffee in die Kanne packen und los geht es.

Der Vorteil um diese Jahreszeit ist dass wenige Touristen (ja ich weiß, wir sind selbst welche) unterwegs sind. Eine abgelegene F-Straße weckte unseren Entdeckergeist. Am Anfang war alles noch ganz harmlos und normal dann aber zog sich die „Straße“ über einen Bergsattel hinauf. Vorbei an einem idyllischem Wandergebiet mit Hütten. Aber wir wollten weiter. Die Straße wurde immer schmäler und abenteuerlicher. Unzählige Steine und kleinere Furten waren das Merkmal dieser Piste. An einigen Stellen entsprach die Straßenbreite der Fahrzeugbreite. Dabei kam uns eine Textzeile eines Liedes von Wolfang Ambros in den Sinn „…hinter Dir gehts abwärts und vor Dir steil bergauf“. Jaja, wobei es auch links steil runter ging und rechts eine Wand war. Aussteigen wäre nicht möglich gewesen. Nix für Angsthasen. Dazu einige unübersichtliche steile Kurven die meine Beifahrernerven kosteten.

Wie gut, dass ich den Bergfahrkünsten meines Mannes voll vertraue. Hinter jeder Kurve gab es spannende Aus- und Tiefblicke.

Ach ja es gibt doch Gegenden in Island ohne Internet. Das war so eine Ecke.

 

Nach gefühlt einigen Stunden und wieder 1000 von Schlaglöchern, fanden wir einen Platz für eine Pause und zum Umdrehen.  Bei der Rückfahrt stellte sich eine Stelle als spannend heraus, nachdem unser Neigungsmesser im Auto 16° entspricht 36% Steigung anzeigte und beim Tritt aufs Gaspedal nicht mehr wirkliche Fortbewegung zu spüren war. Da waren die alten, kleinen Subaru doch besser unterwegs. Zwischendurch unterhielt uns unser Fahrzeug mit immer neuen Kontrolllämpchen und allerlei unnützen Informationen. Aber der Forester lief zuverlässig und ohne zu meckern.

Steine, Schotter, Abgrund und Steigungen. Was für eine Strecke, landschaftlich sehr schön (außer man hat Nebel ) aber definitiv nichts für Fahranfänger. Man sollte sein fahrerisches Können und Allradfahrzeug richtig einschätzen können. Sonst wird aus dem Vergnügen schnell bitterer Ernst. Hinterher erfuhren wir, daß dies wohl eine DER anspruchsvollen Strecken sei.

 

Leider können Aufnahmen gar nicht das Flair der Strecke wiedergeben ;-) hehehe. 

Auf dem Rückweg zu unserer Hütte war noch ein Einkaufsstopp im Bonus (örtlicher Supermarkt) und Bäckerei fällig. Mit Einbruch der Dunkelheit waren wir wieder im Quartier. Alles was zu Hause ganz Alltäglich ist, erscheint einem beim Dachzelturlaub wie Luxus. Es war mal wieder sehr angenehm im warmen und trocknen zu Essen, gemütlich am Abend auf dem Sofa die Bilder des Tages zu begutachten und weitere Touren zu planen. Nachdem wir sowieso schon jede Menge Kilometer kreuz und quer gefahren sind, war es jetzt auch schon egal und so düsten wir am nächsten Morgen in den Norden. Wie sollte es anders sein, genau …. Es regnet mal wieder.

Wir kennen die Strecke bei fast jedem Wetter, Schnee, Eis, White out, Yellow Alert, Black Ice, Sonne, Regen, Nebel und jetzt eben auch bei ekelhaften grau-in-grauen Dauerregen.

 

Man muss auch mal Glück haben und pünktlich am Geothermalfeld bei Myvatn hörte der Regen auf. Bei der Einfahrt werden die KFZ-Kennzeichen fotografiert und bei der Ausfahrt sucht man am Automaten seine Nummer am Display aus und bezahlt per Handy/App. Das würde bei uns so nie funktionieren. Ja, es ist ätzend dass nun auch in Island überall bezahlt werden muss. Aber die meisten Attraktionen befinden sich auf Privatgrund, es werden Parkplätze angelegt und Toiletten aufgestellt. Warum also nicht ein paar Kronen dort lassen. Massentourismus verändert viel, leider. Betrachtet man die Touristenmassen und den hinterlassenen Müll ist das nur gerechtfertigt.

Im Verhältnis zu den Preisen im hohen Norden ist bei uns vieles noch ein Schnäppchen.

 

Nach 2 Stunden in den Dämpfen und Schwaden war es genug. Diese Formen, Farben und Strukturen sind aber auch zu faszinierend zum besichtigen und fotografieren. Um den fiesen schwefeligen und ekelhaften Gestank wieder aus der Nase und den Gaumen zu bekommen, futterten wir bei der Heimfahrt konstant jede Menge Kekse und Süßkram. Das half übrigens nix. Erst eine kräftige Pizza mit viel Knofi und Bier überdeckte alles.

 

Langsam rückt der Termin der Rückfahrt zur Fähre immer näher, daher wollten wir den letzten vollständigen Tag noch ausnützen. Von wegen in Island gibt es keinen Wald. Im Osten der Insel wächst ein prächtiger Birken- und Mischwald heran. In den letzten Jahren wurden rund 1 Million Bäume wieder aufgeforstet. Auf dem Weg zum heutigen Ziel ins Hochland auf der Rückseite des Vatnajökull stoppten wir auf einer Bio-Farm mit Hofladen. Das angeschlossene Cafe bietet leckere Kuchen und Buffets an. Sehr empfehlenswert. Danach ging es über einen kleinen Pass ins unbewohnte Hochland. Einsamkeit pur. Juhuuu  die Schotterstraße hat uns wieder - Rumpel, Schepper, Klong, welch vertraute Geräusche, wenn die Steine den Unterbodenschutz vom Auto treffen. Nach einiger Zeit fand man auch die optimale Geschwindigkeit für die Bodenwellen raus. Auch hierbei war es wieder gut, dass unser Auto genügend  Bodenfreiheit hat. Denn um zur Hütte des Nationalparks am Snæfell zu gelangen rumpelten wir wieder über einsame Pisten und kleinere Furten.

 

An der Hütte trafen wir noch 2 Guides an die uns viele Tipps für kommende Touren geben konnten. Bei der Rückfahrt zur Hütte zauberte der Sonnenuntergang ein wahres Farbenspektakel am Himmel. In der Ferne konnte man sogar die Askja als Silhouette am Horizont erkennen.

Als Abschlussverwöhnprogramm gönnten wir uns noch einen gemütlichen Abend im Vok Baths im 38Grad warmen Wasser.

 

Zurück in der Unterkunft kontrollierten wir vorsichtshalber unsere Fährdaten und den Wetterbericht für die kommenden Tage. Und der sah, sagen wir mal vorsichtig spannend aus. Eine Schlechtwetterfront mit Sturmtief kündigte sich für die nächsten Tage an. Na das konnte ja interessant werden. Also kamen die Tabletten gegen Reisekrankheit und Ingwer ganz oben in unser Gepäck für die Überfahrt der kommenden Tage.

Der Rückreisetag war da. Dank des Kistensystems war alles schnell im Auto verstaut. Es blieb sogar noch Platz für die obligatorische Island-Abschieds-Einkaufstour in Egilstadir. Jede Menge Lieblingskekse, Skyr (der deutsche Skyr schmeckt einfach nicht), Mitbringsel usw… durften mit auf die Reise gehen. Von Egilstadir bis Seydisfjördur sind es nur wenige Kilometer und es war noch jede Menge Zeit um einen Abstecher entlang der Bucht zu machen. Immer wieder faszinierend kaum ist man wieder aus dem Örtchen raus, ist keine Menschenseele zu sehen. Am Ende der Straße war eine Vogelbeobachtungsstation, die aber um diese Saison bereits geschlossen hatte.

 

Während der Fahrt fiel uns ein, dass mal wer erzählt hatte, dass es auf Island mehr Bagger als Menschen gäbe, soso ….

 

Damit machten wir uns auf die Rückfahrt zu Fähre. Der Weg war nicht weit und Zeit war noch reichlich ….

Eigentlich ..

 

Doch dann, die Fähre war schon in Sichtweite, war mitten in der Straße ein Loch. Kein kleines Loch sondern fast ein Krater mit einem defekten Rohr und ein Bagger. Rundum standen einige Bauarbeiter. Wie fast überall, 2 Arbeiter schaufelten und der Rest schaute zu. Tja, da standen wir nun. Rici meinte trocken: "ach die werden heute schon noch fertig, es ist Freitag nachmittags und jeder will rechtzeitig in den Feierabend"  zudem war das Auto des Chefs auf unserer Straßenseite. Nach kurzer Rückfrage mit dem Bauleiter der uns die Situation (Rohrbruch) erklärte, entspannten wir uns und überlegten sogar in der Zwischenzeit Kaffee und Brotzeit zu machen. Wir meinten lachend zu den Arbeitern, alles in Ordnung und wenn es heute nix mehr wird dann fahren wir halt mit der nächsten Fähre. Das wurde fast mit Beifall quittiert.

Þetta reddast eben, das isländische Äquivalent zu "ja mei, wead scho wean". Oder übersetzt: das wird schon werden.

Hinter uns stauten sich dann doch noch einige Urlauber die wesentlich nervöser als wir waren.. Offensichtlich wollten die auch zur Fähre.

Die Zeit verging …. Uns war es fast egal, ob das noch was wird oder nicht. Falls nicht, machen wir halt noch eine Woche Urlaub. Nach knapp 2 Stunden wurde das neue Rohr geliefert und mit viel Improvisationstalent eingebaut. Anschließend schob der Bagger eine kleine Spur für uns PKWs frei. So schnell und unkompliziert wäre das in Deutschland nie gegangen. Ohne tausend Formulare und Genehmigungen läuft nix. Wir bedankten uns mit viel Hallo und auf Isländisch bei den Arbeitern und diese revanchierten sich mit Beifall und viel Gelächter bei uns, weil wir so entspannt waren.

Noch schnell ein paar frische Zimtschnecken und Gebäck einkaufen und dann ging es doch noch rechtzeitig zur Fähre, wo das Check-In und an Board fahren reibungslos verlief.

Es hieß Abschied nehmen von Island Bless Ísland, sjáumst.

 

Die Rückfahrt nach Hirthals war komplett ausgebucht und wir hatten mit viel Glück noch eine Kabine erwischt. Innenkabine.  Es war viel zu warm und die "Klimaanlage" nicht zu regulieren. Das kann ja heiter werden.  Puhhh…. Lektion gelernt. Nie wieder Innenkabine. Also nix wie an Deck und die letzten Minuten frische isländische Luft genießen. Der Blick aufs Wetterradar ließ eine interessante Überfahrt erwarten. Bei einer ausgebuchten Überfahrt kam es wie es kommen muss, im „Laterna Magica“ dem Panoramadeck waren alle Plätze belegt oder reserviert. Gute Frage, liegen die Menschen seit der Hinfahrt dort oder reserviert eine Person sofort nach dem Check-in für ganze Reisegruppen? Wie auf der Hinfahrt, gibt es Menschen die anscheinend nie aufstehen. Sind das die gleichen Personen wie auf Mallorca und den Hotelstränden?

Kaum hatte die „Norönna“ die schützende Bucht von Seydisfjördur verlassen machten sich die ersten Vorboten der zu erwartenden Wellen bemerkbar. Uns stehen die nächsten 2 Tage Wellen bis zu 6m bevor. Das kann ja heiter werden. Und so tanzten wir gemütlich die nächsten zwei Tage mimt den Wellen über den Nordatlantik.  

Es macht übrigens riesig Spaß, bei 5m hohen Wellen mit der Kamera an Deck zu stehen und die Möven beim Tanz mit dem Wind zu fotografieren. Okay, es wurden mehr kreativ gewischte Bilder. Rici stand vorsichtshalber neben mir, um mich im Falle von größeren Schlingerbewegungen des Schiffes aufzufangen. Wir hatten Glück und blieben von Seekrankheit verschont und genossen die Schaukelei.

Dabei hatten wir immer einen Ohrwurm „ hey ho up she rises, he ho up she rises….“ 

 

Zwischendurch hatten sogar Offiziere Zeit für einen Plausch und wir erfuhren dass, falls die Wellen noch höher werden würden, wir länger auf den Faröer-Inseln bleiben. Schade, aus dem längeren Aufenthalt wurde leider nichts, aber es blieb Zeit für einen kurzen Spaziergang durch den Hafen.

 

Danach ging es wieder zurück aufs Schiff. Im Schneckentempo und unter vollem Einsatz der Schiffsstabilisatoren schaukelten wir Richtung Dänemark. Schade wie wenig Passagiere beim Abendessen erschienen wo sich doch die Crew so viel Arbeit machte.

Des Rätsels Lösung: je höher die Wellen, desto mehr Platz an Board und in den Restaurants. Beim Wikinger-Abend gab es für uns Fisch- und Meeresfrüchteliebhaber eine hervorragende Auswahl. 

 

 

Teil 10: Zurück auf dem Festland

Nach einer weiteren Nacht in der überheizten Kabine erreichten wir am Vormittag die Küste Norddänemarks und den Hafen Hirthals. Wesentlich wärmere Temperaturen und kaum Wind  hießen alle Passagiere willkommen. Nach einem Tankstopp (die Reichweite des Subaru‘s ist leider nicht wirklich für lange Touren ausgelegt) gings ab auf die Autobahn und Kurs Süd. Diesmal wählten wir die Route über den Osten Deutschlands zurück, in der Hoffnung dass diese Strecke ohne Stau zu fahren ist. Was man allerdings hier erlebt ist ein Meisterstück deutscher Bürokratie und Baukunst. Erst freut man sich, dass es super läuft, die Autobahn schön frei ist und insgeheim rechnet man sich schon aus, wenn das so weitergeht dann …..

 

Doch dann, was war das? Man ist ja auf deutschen Autobahnen einiges gewöhnt. Baustellen auf denen lange nichts passiert, Staus ohne Ende aber mit diesem Schildbürgerstreich rechnet man eigentlich nicht. Ein Autobahn-Ende Schild? Wir hielten das für einen schlechten Scherz, zumal es langsam zu dämmern begann und noch keinen Stellplatz in Sicht war.

Aber nix da Scherz, die Autobahn war tatsächlich am Ende und unser Navi wusste auch nicht so recht wohin des Weges. Also den Wegweisern nach, bis diese dann auch noch von unzähligen Umleitungsschildern abgelöst wurden. Was für ein planerischer Irrsinn. Somit wurde aus der flotten aus der Autobahnfahrt eine Fahrt über die Dörfer und Landstraßen mit Kopfsteinpflaster. Diese Gegurke braucht kein Mensch. Wir warteten sprichwörtlich auf die Bretterwand mit dem Hinweisschild „Ende des Universums“.

Wir fanden dann doch noch einen Stellplatz für die Nacht. Inmitten von riesigen Campern. Also unser persönlicher „Traum“. Wir waren mal wieder das Maskottchen unter den Riesen.

Nachdem wir schon in dieser Region unterwegs waren wollte ich das Bauhaus-Museum in Dessau besichtigen und einen Stopp in Ferropolis bei den riesigen Tagebaubaggern einlegen. Beides war sehr beeindruckend und man könnte da noch mehr Zeit verbringen.

Einsetzender Dauerregen begleitete uns noch die nächsten Kilometern bis nach Hause und lud nicht mehr für weitere Zwischenstopps ein.

 

Teil 11: Wieder daheim

Wann ist man wieder zuhause?

Genau, wenn man beim Blick aus dem Fenster unseren vertrauten Watzmann sieht. Sofort schleicht sich das Gefühl ein, man war eigentlich gar nicht fort.

Spätestens beim  Auto ausräumen hat einem die Realität wieder. Faszinierend was man alles in einen Forester unterbringt wenn man geschickt stapelt und einräumt. In kürzester Zeit verwandelt sich das Zuhause in ein Chaos und man fragt sich, wie alles in das Auto gepasst hatte.

Am nächsten Tag ging es an Heckküche putzen, Dachzelt öffnen,  alles lüften und Termin zum Unterbodencheck bei unserer bewährten Subaru-Werkstatt vereinbaren.

 

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub.

 

Im Freundeskreis laufen schon die Wetten, wann wir nach Island auswandern und warum es uns dort so gut gefällt.

Das Wetter und die hohen Preise können es ja nicht sein.

Es ist eine Mischung aus Ruhe, Natur, geringe Bevölkerungsdichte, relativ wenig Menschen außerhalb der Hotspots, entspannte Lebenseinstellung, perfekte Internetanbindung , Improvisationsgeschick, Hilfsbereitschaft, sich abfinden mit unabänderlichen Situationen, sich nicht über Kleinigkeiten aufzuregen usw usw. …..

 

Kleines Fazit unserer Island – Tour mit dem Dachzelt im Spätsommer:

Ja, kann man machen, man sich aber auf einiges vorbereiten.

 

Kühlen Nächte und feuchte Abende, Lust auf improvisieren und spontane Aktionen mitbringen und genügend Budget für Schlechtwetterausweichquartiere haben.

Für uns fühlt sich Island nach über 15 Urlauben schon fast wie eine zweite Heimat an, ist aber immer wieder für Überraschungen gut.

Grundvoraussetzung ist auf jeden Fall:  genug Humor und Entspanntheit.

 

War das Wetter wirklich so gruselig wie beschrieben?

Nein, es gab durchaus sonnige und warme Abschnitte sowie gigantische Sonnenuntergänge. Von wegen immer kalt und immer dunkel.

 

Würden wir wieder mit dem Dachzelt reisen?

Generell ja sofort wieder. In den kühlen Regionen mit kalten und feuchten Abenden wird es allerdings schnell ungemütlich und der Spaß bleibt auf der Strecke.

 

Was hat gefehlt?

Unbedingt mehr Zeit. Als einziges vermissten wir die Möglichkeit sich abends in einem Camper mit Standheizung aufwärmen zu können oder bei schlechtem Wetter im Trockenen zu essen.

Zeit und Bodenfreiheit sind durch nichts zu ersetzen, außer durch mehr Reisezeit und Bodenfreiheit am Auto.

 

Optimierungsmöglichkeit für die nächsten Touren:

Mehr Zeit (wer kennt das Problem nicht), mehr Bodenfreiheit am Auto und eventuell etwas früher im Jahr.

Fähre unbedingt rechtzeitig buchen (sage nur Innenkabine).

 

Wie lange braucht ihr um das Dachzelt auf- und zuzumachen?

Auf geht es extrem schnell. Circa 3 Minuten von öffnen bis ins Bett krabbeln und bis 5 Minuten bis es wieder sauber geschlossen ist.

 

Ist die Matratze nicht zu hart?

Nein, unter der Matratze ist ein Mesh-Gitter gegen Feuchtigkeit, dann die Matratze und darauf ein Topper.

 

Wird das Nachts nicht zu kalt?

Ein warmer sehr guter Winterschlafsack, Wollsocken und eine Wärmflasche leisten gute Dienste. Falls es doch mal zu kalt wird, dann kommt noch eine Kuscheldecke darüber.

 

Was darf auf keinen Fall zuhause bleiben?

Da gibt es einiges, aber unbedingt muss die kuschelige warme Daunen-Decke (siehe Foto Kapitel 7) für abends mit.

 

Was war Überflüssiges dabei?

Das Heckzelt. Der Aufbau ist nur sinnvoll, wenn man mehrere Tage an einem Platz stehen bleibt.

 

Hier noch ein paar Daten für alle Freunde der Zahlen:

knapp 4 Wochen Zeit

Durchschnittsverbrauch mit Dachzelt: 9l

ca 7000 km Strassen-/Pistenkilometer

Temperaturen zwischen 35 Grad und 2 Grad

Fährpreis ca. 2500€ inkl. Mahlzeiten/Kabinen

Spritpreise im Osten Deutschlands über 15ct günstiger als zuhause

Lebensmittel/Benzinpreise sind in Island höher als in Deutschland

 

 

Unser bewährtes Equipment: Subaru ForesterHeckküche von VanessaDachzelt von Autohome

 

Falls jemand Fragen zur Tour, Ausstattung oder Fotografien hat, dann freuen wir uns über eine Nachricht.