Vorbereitungen
Wir haben das große Glück und nicht an Ferientermine gebunden zu sein, denn damit läßt sich die Hochsaison ganz gut vermeiden. Um unseren guten Ruf als Wetterexperten auch bekannt als Schlechtwetterorakel gerecht zu werden, muss man dem Glück etwas nachhelfen und Regionen und Reisezeiten auswählen die dem Image entsprechen.
Das Wetter (bestes Beispiel unsere Island-Tour) war unter anderem ein Grund, warum wir uns für einen autarken Camper entschieden haben, wobei ich schon gelästert hatte. Sobald wir einen Van haben werden wir nur noch gutes Wetter haben……jaja….
Wir wurden vielfach gefragt, warum wir denn den Jahresurlaub schon im Mai / Juni nehmen? Berechtigte Frage, denn wenn man wieder zuhause ist, wird das restliche Jahr schon seeeeehr lang. Aber die Vorteile waren für uns ganz einfach: günstigere Fährpreise, hoffentlich schöne Wetter- und Lichtstimmungen, spontane Fährmöglichkeiten, weniger Betrieb auf den Stellplätzen oder Campingplätzen, weniger Trubel auf den Straßen und natürlich keine Midges in den schottischen Highlands – so der Plan.
Wie wir aber bereits aus früheren Touren gelernt haben: ist der Plan auch gut gelungen, verträgt er jede Menge Änderungen.
Doch vor der Tour ist erst mal Bürokratie notwendig. Seit kurzem verlangt UK ein Einreisevisa, das man online beantragen kann. Immerhin war die Bestätigung nach 10 Minuten im e-mail-Postfach und die Urlaubsvorbereitungen konnten weitergehen.
Der übliche technische Fahrzeug-Urlaubs-Vorbereitungscheck war Ricis Aufgabe (Reifendruck, Öl, AdBlue, Diesel, Frischwasser, Chemie-Toilette (wird demnächst ersetzt) ) und um die nächsten 4 Wochen nicht nur am räumen, suchen und im Chaos zu versinken, musste der Camper mit relativ wenig Staumöglichkeiten perfekt und mit System eingeräumt werden. Als ehemalige Dachzeltcamper sind wir es gewöhnt, mit wenig Platz auszukommen und für mich, als Camping-Tetris-Kisten-Stapelmeisterin das Einräumen ein echtes Kinderspiel.. Der Ford Nugget ist mit seinem genialen Raumkonzept ein wahres Luxusteil für uns.
Es geht los – on the road
Dank unserer lang erprobten Checklisten aus früheren Touren hielt sich der Zeitaufwand fürs Packen in Grenzen und weit vor der geplanten Abfahrt waren wir bereit zur Abfahrt. (ach ja Pläne und so…).
Am frühen Nachmittag bei 13 Grad und bewölktem Himmel starteten wir Kurs Nord/Nord-West (Kilometerstand 54108).
Vom tiefsten Süden Deutschlands bis zur Fähre ist erst mal die lange und stressige Anreise quer durch die Republik notwendig. Gefühlt an 1000-so-da-Bau-stellen (die stehen halt so da und nichts passiert), 100000 LKW’s und diversen Staus kostet es Nerven und Zeit.
Um die Fahrt erträglicher zu machen und zwischendurch die Füße zu vertreten habe ich Pausen vorgesehen, natürlich nicht ohne den Hintergedanken dort fotografieren zu gehen. Spät nachmittags erreichten wir also einen ruhigen Stellplatz direkt an einem kleinen See. Nur noch 2 weitere Camper waren da. Nicht auszudenken was hier in der Hochsaison los sein muss.
Wie praktisch, denn ganz „zufällig“ konnten wir vom Platz aus den Erkundungsrundgang für den morgendlichen Fotospot starten.
Eine Wolke aus Knoblauchduft schlug uns nach Betreten des Waldes entgegen und signalisierte, hier sind wir richtig.
Am nächsten Morgen rappelte der Wecker und was soll man sagen, wir kamen einfach nicht aus dem Bett raus. Nix war es mit früh-morgendlicher Fotorunde zur goldenen Stunde. Naja es ist ja auch Urlaub, oder? Meine Vorstellung mit mystisch nebeliger Morgenstimmung löste sich in Luft auf und machte Platz für ein ausgiebiges Frühstück.
Wunsch und Realität klaffen manchmal weit auseinander ;-)
Damit verlagerte sich der Fotoausflug auf Mittags. Die Sonne knallte von einem stahlblauen Himmel, im Wald warteten die Stechmücken hungrig und die verhassten Zecken lauerten blutrünstig zwischen den Bärlauchblüten. Das Licht im Wald war denkbar ungünstig.
Was tun? Frustriert wieder gehen oder versuchen das Beste aus der Situation einzufangen. Genau … also wenn man schon mal da ist, dann kann man es trotzdem mal versuchen, zur Not mit kreativen Spielereien.
Eigentlich unfassbar. Bei all unseren Dachzelt-Touren hatten wir immer maximal schlechtes Wetter. (2 x komplett verregnete Island-Touren, 1 x Schweden mit 4 Wochen Dauerregen). Es gab sogar Aussagen von Freunden dass sie zwar gerne mit uns reisen würden, aber über das Wetter-Thema man nochmal verhandeln müsse.
Gegen 16 Uhr verließen wir den Wald und setzten unsere Reise in Richtung Nord-Westen fort. Nun gut, nichts schlechtes was nicht was gutes hätte. Durch unsere lange Anreise ergeben sich oft Möglichkeiten Freunde, die quer verteilt in Deutschland leben zu besuchen. Wir freuen uns immer wenn Treffen spontan klappen.
Und so machten wir einen kurzen Kaffee-Stopp bei kreativen Fotofreunden und waren wir noch im Ruhrgebiet mit einer Freundin zum Abendessen verabredet. Von der kam die Aussage mit dem Wetter (Bettina, da müssen wir nochmal drüber reden ;-)). Sie verriet uns einen ruhigen Stellplatz für die Nacht, von dem wir aus perfekt am Morgen in Richtung Amsterdam weiterdüsen konnten. Am nächsten Morgen war es nur ein „kurzer“ Sprung nach Amsterdam zur Fähre.
Glück muss man haben. Am Fährterminal angekommen sind wir in unserer üblichen Art auf gut Glück mal ins Büro der Fährgesellschaft reingesprungen (vorbuchen kann man ja machen – aber wir doch nicht *Kopfschütteln*) und höflich gefragt, mit welcher nächsten Fähre man denn nach Newcastle übersetzen könnte.
Die Mitarbeiterin warf einen Blick in den Computer und erkundigte sich: ob wir denn mit der Fähre am Nachmittag übersetzen möchten? Was für eine Frage, natürlich und so zückten wir die Kreditkarte und waren binnen 5 Minuten Besitzer eines Fährtickets für den gleichen Tag. Na wenn das mal kein gutes Omen ist. Und zu alldem zählten wir dank Aufstelldach und der geringen Höhe als PKW.
Kurzer Zollcheck und dann rauf auf die Fähre. Eigentlich wollten wir noch in den Niederlanden übernachten und unsere vorgekochten Vorräte essen, da man ja nicht alles nach UK importieren darf.
Egal, jetzt hatten wir immerhin jede Menge Essen dabei. Ein besonderer Service der Fähre ist, dass man sogar selbst mitgebrachtes Essen dort in Mikrowellen erhitzen kann und Geschirr gestellt bekommt. Wenn das kein Kunden-Service ist.
Ein Orientierungs-Rundgang über das Schiff musste sein und so landeten wir wie alle anderen Passagiere auf dem Sonnendeck, das seinem Namen alle Ehre machte.
Urlaubsmodus an
Als es langsam kühler wurde folgte der obligatorische Rundgang durch den den Duty-Free.
Kleiner Spoiler, so günstig wie hier wird der Whisky die nächsten Wochen nicht mehr.
Unser Tipp: Also jetzt oder bei der Heimfahrt einkaufen.
drive left - Linksverkehr
Nach einer ruhigen und unspektakulären Überfahrt und Nacht an Board erreichten wir am Morgen Newcastle bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad.
Die Einreise in die UK verlief im Hafen sehr schnell und kurz darauf waren wir auch schon unterwegs. Jetzt hieß es erst mal orientieren und vor allem links fahren.
Für diese Tour war der „Peak District“, „Lake District“ und Wales geplant. Sogar jede Menge Karten, ganz altmodisch und analog, waren mit dabei.
Bei klarer Überlegung und wenn man uns kennt, weiß das der Plan eigentlich schon obsolet ist wenn wir ihn erstellt haben. Denn unsere sogenannten spontanen Routenänderungen boykottieren diese Pläne komplett. In unseren Augen erstellen Navis nur alternative Routenvorschläge die sowieso konsequent ignoriert bzw kommentiert werden. Getreu dem Motto: wo wollten wir hin? Keine Ahnung, links nein rechts, nein das andere rechts…. Ui schau, da ists auch schön. Straße nur 2 m, pfff, geht schon. Wo geht die Straße hin? Keine Ahnung – sehr gut, dann ist es ja perfekt für uns.
Dem muss eigentlich nichts mehr hinzugefügt werden, oder?
Es ist immer wieder faszinierend welche wunderschönen Plätze man auf diese Art und Weise entdeckt.
Über einem Zwischenstopp an einem größeren Hofladen (Blagdon Farm Shop) mit regionalen Spezialitäten führte uns die die Neugier zu unserem ersten Stellplatz am Kielder Forest, einem Staudamm mit Stellplatz auf dem wir fast alleine waren.
Von hier aus konnte man direkt die Wanderung entlang des Stausees starten und mit viel Glück Seeadler mit dem Fernglas erspähen. Bei jeder Menge Kiefern, das Glitzern des Wassers und die 20 Grad fühlten es sich wie ein Spaziergang am Mittelmeer an. Das fängt doch schon gut an, oder?
Nach einer ruhigen Nacht stand der Lake District auf unserer Wunschliste.. Eine Region von wir außer einigen Fotos noch nicht viel gesehen hatten. Bei strahlendem Sonnenschein führte die Route über kleine Pässe, rumpelige schlaglochreiche Straßen, schmale single-roads, Ausweichen, Feldwege (jaja offiziell freigegeben) und Schnellstraßen.
Dabei kamen wir an traumhaften hügeligen Landschaften mit alten Buchenwäldern vorbei. Hin und wieder konnte man einen Blick zum Waldboden erhaschen, der mit Bluebells bedeckt war. Diese zauberhaften Blüten gibt es in Deutschland nur noch in 2 Wäldern, die zur Blütezeit regelrecht überrannt werden. Parken war stellenweise leider nicht möglich, da fast überall ein Zaun war und an den schmalen Straßen keine Parkbuchten vorgesehen waren. Schade, aber es wird sich doch noch die nächsten Wochen eine Gelegenheit finden, oder?
Endlich im Lake District angekommen.
Wir erhofften eine idyllische Region mit Hügeln, Bergen und Seen. Stimmt, das war es auch. Allerdings finden das 100000 andere Besucher auch. Die Landschaft ist wirklich sehenswert, aber der Trubel wie am Königssee war nicht unsere Welt. Also kurzer Seitenblick zu Rici und wir waren uns einig. Nix wie weg von den Seen.
Navi blökte „ Ziel erreicht, bitte wenden“…pah von wegen.
Etwas abseits vom dem Trubel, in einem Seitental fanden wir einen ruhigen Stellplatz auf einer Wiese zwischen Kühen, Schafen und einem verschlafenem Örtchen mit romantischen Häusern. Das war schon eher nach unserem Geschmack und Vorstellungen. In unmittelbarer Nähe war der idyllisch gelegene Hartop Bach der sich durch ein Bergtal schlängelte. Durch die extreme Trockenheit im Frühjahr führt der Bach, wie auch alle Seen (bis zu 2 Meter) in der Region viel zu wenig Wasser.
Nach unserem kulinarischen Highlight aus der Bordküche *läster läster* war noch eine Abendwanderung notwendig. Nur weil man mit dem Camper unterwegs ist, muss man sich nicht von Dosenfutter ernähren. Hier findet Ihr meine Lieblings-Campingrezepte.
Unter der Begleitung von Schafen erkundeten wir den Bach. Der gemütliche Tagesausklang fand mit Wein von unserem Lieblingswinzer (Bürrlein) und Tridomino statt. Für die Abende haben wir immer ein paar Spiele dabei (Kniffel, Tridomino, Stadt-Land-Fluss, Schiffe versenken, Karten, usw).
Am nächsten Morgen weckte uns ein sattes und mehrstimmiges Määäää Määää. Direkt am Bus waren zuckersüße Schwarzkopfschafe und beäugten uns neugierig. Tja so einen bunten rot-weißen Camper sieht man nicht jeden Tag.
Ein ausgiebiges Frühstück war ein guter Tagesstart und Rici nutzte die Berge vor unserer Nase zu einer längeren Wanderung. Ich knöpfte mir nochmal bei 23 Grad und wolkenlosem blauem Himmel den Wasserfall mit der Kamera ausgiebig vor. Nicht die perfekten Bedingungen für Wasserfallfotografie, aber man will ja nicht meckern. Das idyllische Gurgeln des Baches und das sonore Fressgeräusch der Schafe waren die Tagesbegleiter, hin und wieder erschütterte jedoch fürchterlicher Lärm die Ruhe. Die britische Luftwaffe trainierte im Tiefflug in der Region. Naja auch das Paradies hat seine Ecken.
Eigentlich hatten war für die nächste Nacht Stellplatzwechsel angesagt, aber nach kurzer Besichtigung traten wir den Rückzug an. Jede Menge Müll, Glasscherben und dubiosen Gestalten bevölkerten den Platz. Satz mit x, war wohl nix und, unser Bauchgefühl murmelte „nö einfach nö“. Planänderung und zurück an unseren schönen Stellplatz. Damit gab es eine weitere ruhige Nacht zwischen Schafen und Bergen.
Bei der Stellplatzwahl sollte man stets auf sein Bauchgefühl hören.
Wieder mal blinzelte morgens die Sonne in den Bus. Schiebetüre auf, ahhhh 23 Grad. Was soll das? Unser Ruf als Regenmacher geht kaputt. Wir hatten uns auf Regen, Kälte und auch Nebel eingestellt. Stattdessen Tag für Tag wolkenloser Himmel und über 20 Grad. Sehr ungewöhnlich.
Alle 4 bis 5 Tage waren typische Camperaktionen dran. Frischwasser holen, Grau- und Schwarzwasser am nahegelegenen CP entsorgen und Duschen. Nachdem alles erledigt war ging es über viele Kurven und kleinen Straßen zum Hardknott Pass. Entlang der Strecke waren kleine Bäche mit uralten Steinbrücken und Schluchten zu entdecken. Hier könnte man Stunden verbringen. Bei einer kleinen Wanderung am Pass verschafften wir uns einen Rundumblick um die gesamte Region.
Ach ja, fast vergaß ich es zu erwähnen. Sonne – 19 Grad.
Soviel zu Urlaub im Mai im hohen Norden.
Am diesem Abend gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz etwas schwieriger, da viele Parkplätze für Camper gesperrt waren und wir uns keinen Ärger einhandeln wollten.
Somit landeten wir auf einem kleinen, einfach ausgestatteten Campingplatz und ergatterten den letzten freien Platz für die Nacht. Ein Pub grenzte direkt an den Platz und beim „last-order“ Glockenschlag bestellten wir unser Bierchen. An diese Zeiten werde ich mich nie gewöhnen.
Das sympathische an kleinen Campingplätzen / Stellplätzen sind die unkomplizierten Camper, die sehr oft mit kreativ selbst ausgebauten Vans, Vanlifer, Zeltkonstruktionen oder Dachzelten unterwegs sind. Da ergeben sich immer wieder tolle Gespräche, wenn auch Schottisch doch sehr gewöhnungsbedürftig ist. Oder habt ihr schon mal einen normalen Transporter mit Pizzaofen gesehen?
Das Tagesziel für den nächsten Tag war Buttmere. Keine Ahnung was wir uns da vorgestellt hatten, aber die Realität sah komplett anders aus. Wir kamen gegen Mittags an - was für ein Trubel – über und über Urlauber, Tagesgäste. Ein echter Kulturschock, also wieder mal nix wie weg und weiter geht’s in den Norden. Vergessen sind die Pläne über den Peak District da es dort sicherlich nicht besser ist.
So wäre das, wenn man einen fixen Plan und eventuell was gebucht hätte. Brrrr…
Nun gut, dann kommt die Alternative dran und die Route führte uns in Richtung Schottland denn der Wetterbericht lockte uns an die Küste und die Inselwelt der Hebriden.
Für den Tag gab es leider kein Ticket mehr für die Überfahrt zur Isle of Arran.
Dafür einen Stellplatz in Troon in Sichtweite der Fähre mit Sonnenuntergang.
Täglich grüßt das Murmeltier und so weckte uns die Sonne am nächsten Morgen. Ach wenn ich mir es so recht überlege, 20 Grad, Sonne und Meer das ist doch gar nicht mal so übel. Langsam könnte man sich daran gewöhnen.
Inselhopping
Gegen Mittag legte die kleine Fähre auf die kleine Hebriden-Insel Arran ab. Nach einer relativ kurzen Überfahrt starteten wir den „Rundgang“ durch den Hauptort der Insel. Im Supermarkt erhielten wir frische Lebensmittel und in einer Seitenstraße gab es einen kleinen Käseladen mit regionalen Produkten. Bei der Auswahl konnte ich mich kaum bremsen und so wanderten jede Menge leckere Käsesorten in die Kühlbox..
Die Krönung des Tages war dann noch unseren traumhafter Übernachtungsplatz. Sonne, Meer und noch ein paar sehr entspannte Schotten mit selbst ausgebauten Vans. So lässt es sich aushalten.
Und als wir noch einige Basstölpel bei der abendlichen Jagd zusehen konnten war es perfekt.
In unserem üblichen Roadtrip-Tempo kamen wir am nächsten Tag natürlich erst wieder gegen Mittag los (und nein ich will nix hören, da ist der halbe Tag schon durch und was hätte man alles machen können…hätte hätte…)
Und so (20 Grad, Sonne) starteten wir unsere Besichtigungstour über diese kleine und feine Insel.
Was gehört zu einem Urlaub am Meer in Schottland dazu? Genau Besuch einer Whisky-Distillery (Lagg und Arran Distillery) und Eis. Wie praktisch wenn man das gleich kombinieren kann.
Das Eis war perfekt, nur der rauchige und torfige Whisky nicht ganz unser Geschmack. Auf zur nächsten Distillery. Davon soll es ja bekanntermaßen einige in Schottland geben;-).
Kleiner Spoiler: wir fanden noch einige leckere Whisky-Sorten für unseren Geschmack und entdeckten sogar ein Whisky-Fach im Camper.
Schöne Plätze kann man auch mal genießen, warum nicht noch eine Nacht bleiben? Und so kamen wir nach unserer Rundtour wieder an den kleinen Stellplatz zurück. Bei den sommerlichen Temperaturen wurde sogar die Außendusche in Betrieb genommen. Es war kaum zu glauben, aber wir waren sogar froh um den Schatten unseres Sonnensegels. Sieht schick aus, oder?
guten Morgen – guten Morgen – guten Morgen Sonnenschein….mit diesem Ohrwurm weckte ich Rici.
Heute stand mal Bewegung auf dem Programm. Rici entschied sich für eine längere Wanderung über den Witch Step am Mount Sannox und ich tobte mich an einem spannenden Bach mit der Kamera aus.
Aber auch an diesem Bach erkannte man dass der Regen im Frühling gefehlt hat und es insgesamt viel zu trocken ist.
Was für den Camper ein Segen (Trockenheit und schönes Wetter) ist für die Natur auf Dauer eine Katastrophe.
Und was ist in Schottland, wenn es zu warm ist?
Genau die ersten fliegenden Mistviecher tauchten auf. Midges. Vergesst alle Mückenschutzmittel von zuhause und das Mückennetz am Nugget scheint wohl erst recht eine Anziehung für diese Viecher zu haben. Die Maschenweite in unseren Netzen ist viel zu groß.
Aber gut eingehüllt in eine Wolke aus SkinSoft von den Camper-Nachbarn konnte man den Abend trotz der Viecher aushalten.
Die abendliche schottische Sonne leuchtete durchs Whiskyglas.
Reisen in der Vorsaison hat den großen Vorteil dass man sehr gute Chancen hat, spontan einen Platz auf den kleinen Fähren zu erwischen und flexibel reisen kann. (In der Hochsaison sollte man unbedingt die Fähren vorbuchen).
Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen von der vielfältigen Insel, weiter geht’s auf die Nachbarinsel.
Wenn schon in UK und am Meer ist, dann muss es auch mal ganz klassisch und regional sein. Also ran an Fish&Chips das natürlich so frisch unvergleichlich ist. Dass der britische Humor immer wieder unschlagbar ist zeigte sich auch in dem vielversprechenden Schild am Restauranteingang. Spoiler: wir haben es überlebt und das Essen war großartig.
Ausnahmsweise blieben wir diese Nacht mal wieder auf einem CP. Ver- und Entsorgung musste mal wieder sein. Fazit: teurer CP und laut, aber für 1 Nacht ok. Irgendwie war das nicht unsere Insel. Kennt ihr das? Man kommt an einen Ort an und denkt sich „hmmm irgendwie nö, das ist nicht meins“ ohne dass es einen ersichtlichen Grund gibt. Genauso war es hier.
Obwohl wir immer ohne „Bucket-List“ unterwegs sind, kommt man manchmal an Orten vorbei die man schon mal gehört hat oder von denen man was gesehen hat.
Und so war es auch diesmal. Mull of Kintyre – kennt man aus dem gleichnamigen Song. Nun ja, der Weg war schon mal interessant für uns. Ob es die Location auch war? Sind wir runtergewandert? Nö. So spannend wars auch wieder nicht. Ein Leuchtturm am Ende der Welt. Kann man machen, muss man aber nicht. Irgendwie war das nicht unsere Insel und so standen wir relativ schnell wieder am Fährhafen und buchten eine Weiterfahrt von Oban nach Isle of Mull.
Inselhopping macht Spaß und jede Insel ist eine eigene Welt für sich.
Isle of Mull ist unter anderem bekannt für seine Tierwelt (Adler, Otter, usw). Und so versuchten wir unser Glück, mit dem Fernglas in der Hand, am Strand Otter zu entdecken. Aber nix wars.
Dafür gabs anderen „Jagderfolg“.
Im Augenwinkel erspähte ich im Vorbeifahren ein kleines Schild: „frische Muscheln“. Also Ausweiche suchen und umdrehen. Am Strand war eine kleine Muschelfarm mit angrenzenden „Laden“. Genauer gesagt einer Tiefkühltruhe aus der man sackweise frische Muscheln kaufen konnte. Na das klang doch perfekt. Das ganz Kleingeld (ja zwischendurch braucht man auch mal Münzen) zusammengesucht und in die „honesty box“ geworfen. Dafür gab es dann 2 kg frische Muscheln.
Über das „wie koch ich das im Bus“ hatte ich mir zu dem Zeitpunkt noch keine Gedanken gemacht.
Und ja, man kann 2 Kilo Muscheln in einem kleinen Topf kochen. Dann eben auf 2 Mal. Diese Muscheln waren ein Traum. Jede einzelne ging auf und war so lecker. Dazu Knoflbrot und Weisswein.
Camperherz was willst Du mehr?
Diese Insel hatte uns sehr schnell in ihren Bann gezogen. Endlose Wälder mit lila blühenden Rhododendren, jede Menge Schafe und noch wenig Touristen.
Für den Abend fanden wir einen offiziellen Stellplatz in der Nähe einer alten Post Office/ Kneipe die aber noch im winterlichen Dämmerschlaf war.
Ohne Auffahrkeile (die liegen zuhause) und die Sandbleche wollten wir nicht abmontieren, wurden kurzerhand die vorhanden Steine zum waagerecht parken verwendet.
Ach ja, unsere kleinen fliegenden Nervensägen kamen natürlich auch vorbei.
Wusstest Du, dass es in Schottland sogar eine spezielle App für die aktuelle Midges-Belastung gibt?
Am nächsten „Morgen“ (ach ja Sonne, wie üblich) starteten wir zu einem ausgiebigen Strandspaziergang der recht schnell in eine Müll-Sammelaktion ausartete.
Meine Güte, werden wir je wieder diesen ganzen Plastik-Müll den der Mensch ins Meer wirft wieder los? Es ist nur noch traurig. An dem Strandabschnitt wurde immerhin Sammelbehälter bereitgestellt. Wollen wir hoffen, dass all das gesammelte Zeug ordnungsgemäß entsorgt wird. Jetzt noch einen wohlverdienten Kaffee und dann ab an die Westküste der Insel nach Fionphort. Riesige blühende Rhododendren-Wälder säumten die Straßen. Doch zum staunen blieb wenig Zeit denn auf den schmalen einspurige Straßen (single roads) mit vereinzelten Ausweichen musste man sehr aufmerksam fahren.
Uiui was gibt es für abgrundtief schlechte Autofahrer. Man sollte schon ein bisschen die Breite seines Fahrzeuges wissen. Kaum kommt ein Fahrzeug entgegen, bleiben einige wie angewurzelt in der Mitte der Straße stehen, obwohl die Ausweiche 1 Meter hinter ihnen ist. Was hier wohl in der Hochsaison los ist? Da muss man schon sehr viel Geduld mitbringen.
Insgesamt sollte man für Fahrten auf den Inseln sehr viel Zeit einkalkulieren.
Zur Belohnung für gefühlte 1000 Mal rückwärts um Kurven ausweichen gab es dann in einer Seafood Bar Lobster und Scampi. Ja es könnte schlechter sein.
Ja und dann – die abendliche Stellplatzsuche. CP zu voll, Stellplatz hässlich, ….ahhhh was kommt denn da vorne, lass uns mal schauen.
Nur 5 Camper da - da bleiben wir - das ist perfekt. Münzen in die übliche „honesty box“ und gut ist. Spätestens an dem Stellplatz hatte sich die Frage erledigt, warum wir denn Sandbleche dabei hätten.
Was war das? Ungewohnt frischer Wind zieht am Morgen um den Bus denn über Nacht hatte das Wetter umgeschlagen und die ersten Wolken ziehen auf. Rici geht nach dem ausgiebigen Frühstück an den nahegelegenen Felsen eine Runde bouldern und ich wusle zwischen glitschigen Steinen und Seegras mit der Kamera umher. Ausrutschen und nasse Füße sind obligatorisch.
Und weil es so schön war, ging es nochmal zu unserer Muschelfarm und 2 Kilo Muscheln für das Abendessen holen. Mit einem Abstecher zu einem winzig kleinen Spar-Laden (diese Geschäfte sind eine echte Fundgrube für alles was man so brauchen könnte) konnten wir auch noch unsere Vorräte im Kühlschrank auffüllen. Warum gehen wir so oft einkaufen? Unsere Kühlbox ist nicht sehr groß und wir ziehen frische regionale Lebensmittel dem „Dosenfutter“ vor.
Der angepeilte Stellplatz (am anderen Ende der Insel) in der wunderschönen Bucht „Calgary“ war für unseren Geschmack komplett überfüllt. Jetzt wussten wir, wo all die Camper stehen. Naja dann halt nicht.
Bei einem Rundgang durch die Insel-Hauptstadt Tobermory zog es uns dann zur Stärkung an einen kleinen Foodtruck mit frischen Lobster und Lachs. Ja kochen und essen können die Schotten.
Langsam wurde es Abend - aber wo übernachten? Wir überlegten hin und her und entschlossen uns auf bewährtes zurückzugreifen. Also wieder über die Rumpelstrecke zurück zum Traumstrand. Und nein, wir werden den Platz jetzt hier nicht bekanntgeben.
Für uns gehört es einfach dazu, regionale Produkte bei kleinen Betrieben einzukaufen. Und so war ein Besuch bei „Isle of Mull – Candels“ und „Isle of Mull – Chocolate Company“ am nächsten Tag nur eine logische Konsequenz.
Die Citronella-Kerze aus dem kleinen Geschäft war übrigens noch oft im Einsatz und hat sich einen Stammplatz im Camper verdient.
Müssen wir hier wieder weg? Wenn wir noch mehr von Schottland sehen wollen, ja.
Chef checkt schon mal die Landkarte – nur so ….einfach um mal einen Plan zu haben *hüstel* *hüstel*.
Zurück am Festland – ab in die Highlands
Und so ging es wieder mit der Fähre zurück ans Festland nach Oban und ab in die Highlands. Über zahlreiche Kurven und durch kleine Ansammlungen von Häusern gelangten wir in eine Märchenlandschaft aus alten Wäldern und Bäumen. Der Waldboden war wieder mit Bluebells bedeckt.
Na warte, an diesem Abend stand fotografieren auf dem Plan. Wir fanden einen Stellplatz an einem alten Eichenwald (Dalawood Oak Forest) mit Wanderweg. Der schön angelegte Weg führte durch den Wald an uralten Bäumen und am Bach entlang.
Fotografisch ein Traum – normalerweise. Eigentlich.
Zurück am Bus wollte ich noch eine Runde „Bluebells fotografieren“. Makro auf die Kamera montiert und raus aus dem Bus, doch so schnell war noch nie Schloss. Nach 3 Fotos wurde ich das Ziel eines Midges-Schwarms und kapitulierte innerhalb von 5 Minuten.
Ergebnis: kein gutes Bild, dafür 20 Mückenstiche. Urgss…Na toll.
Also dann halt kochen. Wir hatten noch unsere Muscheln im Kühlschrank und die mussten jetzt weg. Wie bereits bewährt kochte ich auf 2 x. Das funktioniert hervorragend. Einfach mal die Pfanne und Topf gleichzeitig einsetzen.
Danach kräftig lüften und alles ist wieder gut.
Und nein, da roch nix, denn die Muscheln waren einfach frisch.
Ich frage mich immer, warum Camper, die nie in ihrem Bus kochen eigentlich eine Küche spazieren fahren? Vielleicht kann mir das mal einer erklären.
Noch bevor die Dämmerung vollständig da war belagerten diese fliegenden Mistviecher unseren Bus von aussen. Die nur 1 mm oder 2 mm großen Midges machen einem das Leben zur Hölle. An dem Abend blieben alle Türen und Fenster zu und sogar der kleine Lüftungsschlitz im Aufstelldach wurde mit Ducktape abgeklebt. Spoiler: das hält nicht und hilft auch nur so semi.
Ab jetzt ist unser Anti-Midge-Equipment immer griffbereit: Mückenlampe, Smidge-Spray und Skin-Soft-Spray, Citronella-Kerze. Thermacell (ökologisch fragwürdig) darf nur im Freien verwendet werden.
Heute war die erste frische Nacht mit 5 Grad und Regen. Na also, geht doch. Ab diesen Temperaturen verziehen sich diese Viecher.
Auf die Frage: wird das bei 5 Grad Aussentemperatur nicht kalt im Aufstelldach?
Nein, nicht wenn man gute Bettdecken hat ;-)
Vereinzelte Mücken hatten es doch in den Bus geschafft und so wurden während des Frühstücks die Stiche, vorzugsweise an den Beinen, gezählt. Ich sah aus wie das Sams.
Später kamen wir auf dem Parkplatz mit netten Schotten von der Isle of Skye ins Gespräch. Die Beiden hatten gerade ein Buch über SUP, Kajakfahren usw in UK veröffentlicht.
Vielleicht ist das ja was für euch. Hier ist der Link.
Auf der Weiterfahrt war mal wieder Grauwasser-Entsorgung angesagt. Im strömenden Regen (immerhin gibt’s den doch noch) einen Stellplatz an einem See (Loch Rannoch) gefunden. Die anwesenden schottischen Jugendlichen hatten ihren sichtlichen Spaß und waren Midges- und Regenunempfindlich. Immerhin hatten sie guten Musikgeschmack (es geht nix über die 80’er) und feierten noch bis in die frühen Morgenstunden. Im Aufstelldach ist man ja immer live dabei.
Ziemlich müde und bei Dauerregen mit 16 Grad machten wir uns am nächsten Tag in Richtung Rannoch Station. Das sah auf der Landkarte sehr vielversprechend aus und könnte gut sein. Die Region entpuppte sich sehr schnell als Wandergegend. Wobei wir uns bei den angekündigten Regenschauern die Touren sehr schnell verkniffen haben.
Na gut, dann halt nicht. Alternativ passend dazu musste Tea Time sein. Und so kehrten wir bei der berühmten Rannoch Station ein und versüßten uns den Nachmittag. Anschließend stand ein Gallery-Besuch bei einem regionalen Fotografen in der Shed Gallery auf dem Programm.
Der Regen hielt an und etwas ratlos warfen wir einen Blick in die Landkarte.
Hmm Ben Navis ist eigentlich fast ums Eck. Ok. gesagt getan, lass uns da mal hinfahren. Dort angekommen war mal wieder das übliche Stellplatz-Thema dass viele Plätze für Camper gesperrt waren. Irgendwann waren wir komplett genervt und steuerten auf den einzig freien Platz zu. In dem Fall die Talstation der Ben Navis Bahn. Naja immerhin ruhig.
Am nächsten Morgen regnete es bei 11 Grad immer noch und die tiefhängenden Wolken verführten uns auch nicht zu einer Wanderung mit Fernblick. Die Wettervorhersage versprach bessere Bedingungen an der Küste. Na gut, dann wieder ab zur Küste in Richtung Isle of Skye. An einem kleinen Hofladen entlang der Strecke ergänzten wir unsere Vorräte. Es gab sogar endlich mal wieder leckeres selbstgebackenes Sauerteigbrot.
Unser Tipp: Schaut immer mal wieder in diese kleinen Hofläden und lasst euch überraschen. Jeder hat so seine Leckeren und tolle Produkte.
Bereits auf Fahrt zur Brücke von Isle of Skye bemerkten einen Stau und jede Menge Camper. Das war ja wieder mal nicht das was uns gefällt. Also weiter.
Somit blieben wir auf der NC500 mit der landschaftlich schönen Strecke.
An einer wunderbaren Aussicht und Stellplatz wollten wir übernachten.
So der Plan ..
Jedoch kündigte sich für die Nacht starker Sturm an (der vom Westen und den vorgelagerten Inseln an die Küste zieht) und so war vorsichtshalber nochmal Stellplatzwechsel angesagt. Weg von dem Aussichtsplatz und um die Kurve rum in eine ruhigere Ecke. Was sich nachträglich als sehr weise rausstellte.
Der nächste Morgen begann wie der Abend endete.
Wind, 10 Grad, Regen und Sturm. Nun ja, da konnte man den Tag gemütlich angehen lassen.
Nach dem ausgiebigen Frühstück trödelten wir entlang der NC500 Kurs Nord. Wunderschöne Lichtstimmung, Wälder und dann wieder traumhafte Ausblicke zur Küste wechselten sich gefühlt im Minutentakt ab. Da müsste man viel mehr Zeit mitbringen.
In einigen Regionen macht sich aber auch hier das Gefühl breit, als Camper nicht willkommen zu sein. Wahrscheinlich wurde und wird diese Region regelmäßig überrannt und leider verhält sich nicht jeder Camper so, wie man sich verhalten sollte. Zudem sind einige enge Straßen nicht auf diese Massen von Fahrzeugen und Riesencamper ausgelegt.
Langsam besserte sich das Wetter und bei 11 Grad Regen-Sonne-Mix setzten wir unsere Tour entlang der Küstenstraße fort. Ein kleiner Pass wurde sogar als schwierig ausgeschrieben. Naja, man sollte halt wissen wie groß sein Fahrzeug ist und rückwärts fahren können.
In der Nacht musste unser Stellplatz in einer Ausweiche reichen. Immerhin war es ruhig. Die Aussicht war nicht erwähnenswert und damit sind wir am nächsten Morgen recht zügig (für unsere Verhältnisse vor 10 Uhr also), nach einer kleinen Bastelei an der Aufstelldachverriegelung, weitergedüst.
Die eine oder andere kurze Wanderung auf der Strecke und schon ist ein Tag auch wieder vorbei. Doch diesmal hatten wir Glück und fanden eine schöne Stelle zum Übernachten. Ein alter Hafen war perfekt.
Die große Überraschung gab es am nächsten Morgen. Noch vor dem Frühstück, ich war gerade am Kaffee machen, sagte Rici: „schau mal aus dem Fenster, da sind Delphine“.
Ich Gas abgedreht, Kamera raus aus dem Rucksack, Tele dran und dann…. Nix – nix zu sehen, doch dann….von wegen Delphine. Robben waren es. Mindestens 40 Stück. Mist, 400’er Tele zu kurz und mit Konverter wird’s nicht wirklich klar. Aber besser als nix. Die Robben sonnten sich auf einer kleinen Insel und genossen die seichte Bucht zum plantschen.
So, jetzt war Ruhe für das Frühstück und danach weiter Kurs Nord.
Entlang der Route kommt man immer mal wieder an einmaligen Stränden vorbei. Manchmal hat man das Glück und findet in der Nähe einen Parkplatz. Dann hieß es warm und winddicht einpacken und ab zum Strand. Der Strandspaziergang musste sein. Der kräftige Westwind pustete uns ordentlich durch und Temperaturen waren durch den windchill-Effekt ganz schön frisch.
Was für ein Phänomen ist das? Stellplätze entdeckt man Vormittags wenn man sie nicht braucht aber Abends wenn man müde wird ist nichts zu finden.
Entlang der Route waren immer wieder schöne Übernachtungsplätze, die aber am späten Nachmittag bereits vollkommen überfüllt waren. Große Wohnmobile Tür an Tür. Manchmal sah es wie auf einer Campingmesse aus. Wie gruselig, nix wie weiter. Aber dank unserer Spürnase fanden wir auch mal wieder nette ruhige Plätze. Ach ja, die fliegenden Nervensägen kamen auch vorbei. Es gibt kein Paradies.
Neuer Morgen neues Ziel – zwischendurch mal ein Abstecher, runter von der NC500 auf die A838 und schon wird’s ruhiger. Teils Agrarland, teils Waldgebiete und immer wieder große Waldrodungen ohne Wiederaufforstung. Es sah grauenvoll aus, überall nur die Wurzelstöcke und das blanke Erdreich. Beim nächsten Starkregen schwemmt es alles weg. Was soll das?
Wir unterhielten uns mit Einheimischen und die erklärten, dass man die ersten 5 Jahre nicht wieder aufforsten könne, da sich Käfer ansiedeln und deren Larven sofort alle Jungpflanzen fressen würden. Nach einigen Jahren ist Ruhe und dann kommen neue Bäume. Na gut, das wollen wir jetzt mal so unkommentiert lassen.
Wieder zurück an der Küste und der NC500 genossen wir eine große Fischplatte in einem kleinen gemütlichen Bistro (The Store) in Bettihill. In dem kleinen Nest hätte man dieses kulinarische Highlight nicht vermutet. Diesmal war Rici mit der Stellplatzsuche beauftragt. Sagen wir mal so, da ist noch viel Luft nach oben ;-). Es war der gruseligste und lauteste Stellplatz auf unserer gesamten Tour, aber Grau- und Schwarzwasser musste dringend entsorgt werden. Ach ja und Duschen hat auch nicht geschadet. Zweck erfüllt. Da der Platz nicht zum längeren Verweilen (in der Nähe ist auch eine ehemalige Wiederaufbereitungsanlage) einlud, starteten wir am nächsten Tag relativ früh und besichtigten die nahegelegene Smoo Cave in der es sogar einen kleinen Wasserfall gibt.
Für besondere Abenteuer kann man Besichtigungen in den tieferen Teil der Höhle buchen.
Inzwischen am nördlichsten Punkt unserer Tour angekommen, war wieder mal eine Distillery auf dem Programm - Wolfburn. Eine ganz neue und relativ kleine Distillery die aber sehr leckeren Whisky braut.
Ein kräftiges Gebräu, das man durch 1 oder 2 Tropfen Wasser gut abmildern konnte.
Wenn man schon mal da ist, am nord-östlichsten Punkt Schottlands John O’Gnoar, dann kann man da auch einen Stopp machen. Puhhh da waren sie, alle Camper und Reisebusse. Was gabs zu sehen? Wir würden es nach dem kurzen Stopp aus Mini-Disney-Land mit Tourinepp bezeichnen. Kann man machen, muss man aber nicht. Für bucket-list Fahrer evtl. interessant.
Einige Kilometer weiter war es dann schon wesentlich ruhiger und an einem kleinen Aussichtspunkt mit Leuchtturm bestand die Möglichkeit jede Menge Seevögel und Puffins zu beobachten. Meine Lieblinge aus Island. Diese Chance wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.
Da musste man schon ein sehr gutes Fernglas oder Tele dabeihaben. Wie fast überall gibt es auch hier Touristen für die Absperrungen nur eine Aufforderung sind, darüber zu klettern und nahe an der Felskante rumlaufen. Nur damit man auch mit dem Handy die Puffins fotografieren kann. Inzwischen verkneife ich mir Kommentare, auch wenn es sehr schwer fällt.
Über die sehr schlaglochreiche NC500 rumpelten wir entlang der langweiligen Strecke an der Ostküste bis zu einem Abstecher mit einer alten Goldgräber-Siedlung.
Nun ja, da ist nicht mehr viel zu sehen, außer einer Gedenktafel.
Immerhin ist die Landschaft wunderschön und sehr ruhig. Umgeben von Schafen und jede Menge Rotwild finden wir einen schönen Übernachtungsplatz.
An dem Abend war mal wieder ausgiebig Omnia-Zeit und so schmurgelte die Lachslasagne gemütlich auf dem Herd während ich Bilder auf den Rechner überspielte und Rici las.
Dass sich der Platz als noch sehr emotionales trauriges Low-Light der Tour rausstellen sollte, ahnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Am nächsten Morgen erkundeten wir den kleinen Bachlauf der Goldgräber und Rici ist danach noch weiter dem Flussverlauf in die Schlucht reingeklettert. Ich war mit der Kamera am unteren Bachlauf unterwegs. Obwohl komplett ins fotografieren vertieft, hörte ich aus der näheren Entfernung ein klägliches määää. Um der Sache auf den Grund zu gehen schaute ich nach und fand ein schwer verletztes Schwarzkopfschaf (2 gebrochene Beine) das halb im Bach unter einem Ast hing. Das arme Tier, ich versuchte es zumindest mal aus der misslichen Lage zu befreien, wusste aber nicht weiter. Die Ärmste zitterte vor Angst und Schmerzen. Ihre beiden Lämmer waren nicht zu sehen oder zu hören. Es sah aus, als hätte sie ein Autofahrer angefahren (die leider auch auf dieser Straße in der Nacht wie die Irren fuhren). Also was tun? Ich versuchte es zu beruhigen und bemerkte dass sie ruhiger atmete. Na immerhin das wirkte, ich blieb noch bis zum Schluss da. Sehr traurig, wenn man nicht wirklich helfen kann. Die Laune zum fotografieren ist mir danach gründlich vergangen. Als Rici von seiner Tour zurückkam versuchten wir den Besitzer der Herde ausfindig zu machen und ihn zu informieren. Hoffentlich hatte er wenigstens die die jungen Lämmer gefunden.
Solche Vorfälle schlagen sich bei mir komplett auf die Stimmung. Na immerhin passt das Wetter dazu.– es regnete.
Bei einem Besuch in der nahegelegenen Tomatin Distillery (unser Lieblingswhisky) gab es die Gelegenheit einen 18-Jahre alten Whisky probieren. Was für ein Highlight – schade nur dass er außerhalb unseres Budgets liegt. Also wieder der gut bewährter 12 Jahre alte Tomatin.
Über das Loch Ness (die Region bereiste ich bereits in den 80'ern) und den Schleusenanlagen in Fort Augustus (auf den Touristentrubel hatten wir keine Lust) ging es in den Glen Affric NP. Im Reiseführer wurde er als Wandertipp empfohlen. Na das musste man doch genauer anschauen.
In der Ecke gab es nicht viele offizielle Stellplätze (da National Park), aber immerhin gab es welche. Natürlich ohne jegliche Infrastruktur. Wie gut, wenn man autark ist.
Diesmal teilten wir den Platz wieder mal mit Trillionen von Midges.
Am nächsten Morgen, ein schöner 12 Grad Wolken-Sonne-Mix war perfekt zum wandern und fotografieren, oder?
Selbst mit Mückenschutznetz macht es nicht wirklich Spaß. Das Netz ist so dicht, dass man kaum sieht wo man hintritt und am Kameradisplay kann man kaum erkennen ob die Schärfe sitzt. Na toll, das war anders geplant. Ach so ja, das war wieder das Thema Plan und so.
Liebe Schotten, wie macht ihr das mit den fliegenden Plagegeistern?
Seid ihr immun, ignoriert ihr die oder werden die in Whisky ertränkt?
Nach einiger Zeit sind wir geflüchtet und zum Kaffee-Stopp in die Affric Bar (einem umgebauten Doppeldeckerbus) und einen kleinen Supermarkt am Rande des Parks aufgebrochen. Die vorhandene Whisky Auswahl war sehr beeindruckend und für jeden Whisky-Liebhaber müsste was dabei sein. Aber so schnell wollten wir die Region nicht aufgeben. Also nochmal über die holprige single-lane Straße zurück in den Park auf den bewährten Platz. Von einem jungen Schotten bekamen wir noch einen Tipp gegen die Midges im Bus. Räucherstäbchen mit Citronella. Oha, das hatte bisher noch keiner gesagt. Er war sogar so nett uns einige aus seinem Vorrat zu geben. Damit hatten wir eine „spezielle Geruchsmischung“ im Bus. Pizzaduft (es gab Reste vom Vortag) und Räucherstäbchen.
Von jetzt an hatten wir eine wunderbare Geruchsmischung im Bus aus Räucherstäbchen, Citronella-Kerze, smidge, skin-soft und Pizza. Immerhin verziehen sich die fliegenden Mistviecher aus dem Bus.
Okay, auch wir waren kurz davor.
Am nächsten Morgen das gleiche Spiel,12 Grad und ein Regen-Sonne-Mix. Gut eingehüllt in eine smidge-Wolke erkundeten wir den Wasserfall und kleine Wege.
Was könnte man hier wandern, wenn man genügend Zeit hätte. Doch der Blick in den Kalender verriet, langsam näherte sich der Roadtrip dem Ende.
Auf der Rausfahrt aus dem Park (single-lane), wir standen gerade in einer Ausweiche um den Gegenverkehr durchzulassen knallte es plötzlich am Heck. Blick in den Seitenspiegel und Rückspiegel. Nix. Erste Vermutung irgendetwas ist aus dem Schrank gefallen. Doch nach dem Aussteigen sahen wir die Bescherung. Ein Radfahrer ist in voller Wucht auf den stehenden Bus gedonnert. Es ist ja kaum zu fassen, da steht man in einer Ausweiche weil Gegenverkehr kommt und von hinten knallt ein Radfahrer an den Bus. Wie doof kann man bitte sein?
Wir erkundigten uns, ob er sich verletzt hätte, was er verneinte. Kaum zu glauben, bei dem Knall. Aber gut, er fuhr dann weiter und wir bemerkten erst Stunden später was wir für eine Riesendelle in der Heckklappe haben. (Es hat sich später als Schaden > 700€ rausgestellt und nein wir haben keine Adresse von dem Radfahrer).
Für die kommende Nacht war wieder Sturm angesagt und vorsichtshalber begannen wir früher uns nach einem geeigneten Übernachtungsplatz umzusehen. Glück muss man haben und durften neben einem Hotel mit Bar stehen bleiben. Ach ja, die Hotelbar war gut sortiert ;-) und das Personal top.
Den Sturm hatten wir also gut im Windschatten des Hotels ausgehalten.
Der Strecke am nächsten Morgen führte über Stirling und Edinburgh wieder zurück an den bekannten Stellplatz im Kielder Forest. Es war fast wie Heimkommen. Nach einem Monat on the road und täglich neue Eindrücken sind wir faul und platt.
Der nächste Tag war also perfekt zum relaxen und im nahegelegenen Wald Farne zu fotografieren. Zudem ließ es sich auf dem Stellplatz auch bei dem angekündigten Sturm gut aushalten.
Noch einem reinen Urlaubstag und durfte auch mal wieder Kultur sein.
Wenn wir schon in der Nähe des Hadrians Walls waren, wollten wir uns die Chance einer Besichtigung nicht entgehen lassen und stapften somit bei strömenden
Regen über die beeindruckende Anlage.
Auf dem Rückweg zu unserem Übernachtungsplatz kamen wir immer wieder an wunderschönen alten Landhäusern die zum Verkauf stehen vorbei.
Landflucht? Wer also auswandern will – hier sind die Gelegenheiten.
Nach einer weiteren ruhigen Nacht am Stausee, gemütlichen Frühstück und einer Runde Füße vertreten, waren auf dem Rückweg in Richtung Newcastle diverse Shoppingstopps (Käse, geräucherter Lachs) angesagt.
Newcastle und Stellplatzsuche war ein ganz eigenes Kapitel. Kurzum wir fanden nichts was uns gefiel und so mussten wir in den sauren Apfel beißen und auf einem teuren CP (60£) stehen (Old Hartley Club Campsite). Immerhin war er strategisch sehr praktisch für die Fähre am nächsten Tag und ein Pub-Besuch in der Nachbarschaft machte es erträglich.
Bei einem 16 Grad Wolken-Sonnenmix brachen wir gegen Mittag in Richtung Fähre auf, der check-in war komplett problemlos, immerhin ist die Fähre jetzt schon 80 % belegt. Man merkt die Hochsaison läuft langsam an. Diesmal gönnten wir uns an Board im „North Sea Bistro“ ein mehrgängiges Abendessen. Der Wahnsinn, wer rechnet denn an Board einer Fähre mit so einem genialen Essen. Ein absolutes kulinarisches Highlight.
1000 Punkte und empfehlenswert. Ein wundervoller Abschluss der Schottland-Tour.
Zurück auf dem Kontinent – Heimfahrt
Amsterdam empfing uns mit Regen und 13 Grad. Ach menno – wann geht die Fähre zurück nach Schottland?
Ein Blick ins Navi verrät, die Autobahnen sind voll. Ferienzeit läuft an. Da war klar, dass wir nicht die gesamte Strecke bis nach Hause durchfahren wollten. Als Stopp planten wir Speyer ein, das wir am Abend erstaunlicherweise staufrei erreichten. Da war noch genügend Zeit für einen Stadtrundgang.
Von unserem Übernachtungsplatz, der sehr nah am Zentrum lag, hatte man einen ganz besonderen Blick ;-).
Am nächsten Morgen war dann noch ein Besuch im Technik-Museum dran und am Nachmittag hieß es dann endgültig ab nach Hause. Hungrig fielen wir kurz vor halb 10 noch schnell in eine Pizzeria ein und landeten um 11 Uhr abends wieder gut Zuhause.
Kilometerstand von 60.200.
Schottland 4 ½ Wochen Zeit, 6100 Kilometer und jede Menge neue Eindrücke.
Jetzt heißt es erst mal wieder zuhause ankommen, Bus putzen und wer weiß wohin der nächste Roadtrip geht.
Anmerkungen
Mehr Fotos von unserer Tour findest Du unter Schottland.
Wer Rechtschreibfehler findet darf sie gerne behalten. Das ist in Indiz dafür, dass es nicht mit ChatGPT oä. geschrieben wurde ;-).
Warum verraten wir manche Stellplätze nicht. Ganz einfach: sollte nicht jeder die Chance auf ein Abenteuer und unerwartete Entdeckungen haben?
[unbezahlte Werbung] Alle erwähnten Produkte haben wir selbst gekauft und stehen in keinem finanziellen Zusammenhang mit den Firmen.
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